Freitag, 30. März 2007

Früher. Eine Ruine

Die Mauern sind seit Jahren schon verlassen
und das Interieur verstaubt, kaputt.
Das meiste ist eh fort, die Wände fassen
leere Räume, alte Möbel, Schutt.

Auf den Fenstern sammelt sich der Dreck
der letzten Jahre, tanzend zelebrieren
tausend Staubpartikel jeden Fleck
der Luft als Platz, um einsam zu vibrieren.

Jeder Strahl der Sonne ist zwar milde
doch schafft er scharfe Kanten in den Schatten.
Bräunlich angestrahlt ist das Gefilde,
das als Heimat einst wohl Menschen hatten.

Ihren Geist verspürt man auch noch heute,
malt sich Bilder der Vergangenheit,
denkt sich, wie man weinte, wie sich freute
ob der schönen Dinge jener Zeit.

Wenn die Geister uns'res Geistes dann
die ganzen alten Möbel stolz passieren,
werden diese wieder neu im Bann,
der unser'm Auge aufgetan, und zieren

wieder eine Wohnung voller Leben,
der Staub verschwindet aus der Atmosphäre,
der Raum ist voll vom Klang, den Menschen weben,
indem sie existieren. Und es wäre

wieder Wasser dort im Hahn und wieder
Wärme in der Heizung und die Rufe
schallen wider von den Wänden, Lieder
nur aus Stimmen jede kleine Stufe

wirft all den Dreck, der sie noch g'rad bedeckt
hinfort und glänzt im Glanze der Geburt
durch Schritte auf der Treppe barsch verschreckt,
ist dort auch eine Katze, die nun murrt.

Und während man sich all dies Leben denkt,
da öffnet man die Augen wieder, gleich
erkennt man, dass die Welt dies Haus gelenkt,
an Wert heut' arm, doch an Geschichte reich.

Der Staub steht nunmehr wieder in der Luft,
die Federn aus dem Sofa schauen raus,
dem abgestand'nen Odem wich der Duft,
der früher parfümierte dieses Haus.

Das klare Licht der vagen ält'ren Zeit
ist wieder durch das trübe Licht des klaren
Jetzt ersetzt. Und war das Haus bereit,
Vergangenes so frei zu offenbaren,

so offenbarte es mir eine Welt,
die wert ist, offenbart gewollt zu werden.
Denn, was auch immer man vom Früher hält,
es treibt das Heute, wie ein Hirt' die Herden.

Keine Kommentare: