Samstag, 9. Juni 2007

Das Für und Wieder vieler Liter

Reichlich sind der geistigen Getränke,
eifrig strebt man trinkend auf das Maß,
welches man sich setzte und vergaß,
zu und wünscht sich, dass man nichts mehr lenke.

Alles Denken tritt schon bald zurück
und im Vordergrund steht jener Spaß,
der zuletzt im Hinterstübchen saß,
und bedingt das temporäre Glück.

Transparente Lebensmüh, jedoch
ist die Farce am Morgen schon vorbei,
all der Strudel engt sich bald zum Loch.

Wenn der Kopf mit dumpfem Schmerz sich rächt
und in Frage stellt, wie gut es sei,
dass man, statt zu leben, lieber zecht.

Freitag, 8. Juni 2007

Bedrohte Bekenntnisse

Das Folgende Gedicht mag inhaltlich seine Längen haben - dies ist allerdings darauf zurückzuführen, dass ich einen imaginären Plot um die zehn schönsten Bedrohten Wörter erstellt habe. Vielleicht nimmt sich ja jemand ihrer an und verwendet sie in Zukunft wieder häufiger - einige sind ja wirklich...Kleinode.



Welch ein Schlüpfer, hold und reinlich,
lange sah man solches nicht,
auch im Lichtspielhaus, wie kleinlich,
war man nicht auf ihn erpicht.

Mit Gesprächen, die fernmündlich
sind, ruft man den Augenstern,
Bauch gepinselt, und zwar gründlich ,
hat nicht nur die Augen gern.

Welch unendlich schöne Labsal,
Köstlichkeiten für den Geist,
ärgerlich ist nur: Es gab mal
ein Dreikäsehoch, das meist

euch das Glück nicht lassen wollte,
hoffte, ihr seid blümerant,
doch Du schafftest, dass sich's trollte,
nahmst Dein Kleinod an der Hand.

Donnerstag, 7. Juni 2007

G8

...an diesem Text liegt mir aus aktuellem Anlass recht viel. Ich hoffe, er trifft.


Oh, wie schön sie reden auf dem Throne,
der, getarnt als Strandkorb, ebenso
albern wirkt, wie ihre Masken – froh
und so gewandt, solang man sie entlohne.

Schauspiellehrer haben Konjunktur,
Dramaturgen machen gutes Geld.
Ein Theater für die ganze Welt,
nur von der Substanz fehlt jede Spur...

In der Ehrenloge sitzt der Neger –
er erwartet noch den Dialog,
weiß noch nicht, dass jemand ihn betrog,
als es hieß, die Texte sei'n integer.

Als der fünfte Akt den Vorhang schließt,
applaudieren stehend leere Leute,
niemand fragt, man folgt der tollen Meute,
die vor Freude Tränen fast vergießt.

Morgen liest man überall gedruckt:
Welch Erfolg! Welch großartiges Schaffen!
Alle werden freudig Lettern gaffen,

nur der Neger stirbt, als niemand guckt...

Mittwoch, 6. Juni 2007

Ein Zug oder das apokalyptische Wesen allmächtiger Unterwelten

Ich finde es immer wieder spannend, wie man so fernes über Worte und Formulierungen in eines zu pressen vermag...vielleicht jedoch ist das aber auch wieder falsch gesagt. Vielleicht entwickelt man aus einem Pol den zweiten, ihm entgegengesetzten und dies geschieht über das Mittel der geschickten Artikulation. In beiden Fällen jedenfalls verbindet man, was gegensätzlich - oder sich zumindest nicht nahe - ist und bietet so nur allzu viele Möglichkeiten der Deutung, wobei keine fehl geht. Und was kann es besseres geben, als zu sehen, was man möchte, ohne einen Fehler begehen zu können?


Toll, wie sich das stählern kühle Ungetüm die Strecke bahnt,
nichts von seinem stählern heißen ungestümen Kräften ahnt,
unaufhaltsam durch die Wiesen, durch die Felder rasend brettert,
alle, die nicht mit ihm rennen, durch den grellen Warnton mahnt,
diesen voller Stolz und Tollheit furios entgegen schmettert.

Niemand wettert gegen dieses Monster, diesen Höllenhund,
keiner stellt sich ihm entgegen, diesem lauten Höllenschlund,
seine Eisenmacht entbehrt der Dimension normaler Welten,
seiner weisen Pracht vermacht der Teufel eine reiche Munt,
wer gesunden Kopfes ist, verzichtet drauf, vor ihm zu gelten.

Seine Füße schleifen stets mechanisch wie ein Donnerhuf,
sein Erschaffer muss derselbe sein, der auch den Donner schuf,
wie ein Blitz im Eisenmantel als Gewand, Naturgewalten
gleich folgt er der bloßen Mächte unerbittlich Ruf,
einzig dort – im Zentrum jener Macht kann er sich je entfalten.

Dienstag, 5. Juni 2007

Ritter

Möglicherweise schwer zu interpretieren...es hat mit Kapitalisten zu tun - zumindest für mich. Ich bin gespannt, wie euer Eindruck sein wird.


Steht, ihr Ritter, steht nur bitte auf!
Solche Herren braucht es heute mehr
denn je – denn welcher adelige Herr
nähm' wohl heut' noch Risiko in Kauf?

Kämpft, ihr Ritter, immer für die Ziele,
noble Interessen, nichts zu schwer!
Heute gibt es keine Ritter mehr,
keinen, der für seine Wahrheit fiele!

Seht, ihr Ritter, uns're Not ist groß!
Größer noch, als eure dunk'le Zeit,
kommt, ihr Ritter, stellt die Gnome bloß!

Und erlöst, ihr Ritter, uns vom Feigen,
zeigt: Ein edler Kämpfer ist gefeit
und scheut sich nicht, dem Volk sein Blatt zu zeigen!

Montag, 4. Juni 2007

Der falsche Weg

Alles ist in Wiederkehr befunden,
all der alten Tage bitter Schweiß,
schwielig sind die Hände und zerschunden,
können, so gezeichnet, wohl bekunden,
was des alten Lebens hoher Preis.

All der Glanz von damals ist verflogen,
das Erwachen folgt dem zarten Traum,
traumhaft schön die Wellen einst beim Wogen,
Wellen meiner Phantasie, sie logen,
und erzogen war mein Kopf noch kaum.

Heute ist die Geisterstadt mein Zeuge,
seht: Ein niemand wohnt in meinem Sinn!
Wenn ich Tölpel heut' mein Werk beäuge,
mich der Apathie des Kosmos beuge,
dann vergess' ich manchmal, wer ich bin.

Sonntag, 3. Juni 2007

Vorhang

Er schwebt wie ein Gebirge, innen hohl,
bewacht den Ort der größten aller Schwächen.
Erhebt auf diese Wache Monopol,
er lebt im Reich der traumerschaff'nen Flächen.

Und niemals könnt' ein Geist den Bann zerbrechen,
vergebens ist das Böse dieser Tage,
ein jeder Fluch vergeht schon gleich beim Sprechen,
der weiße Berg bleibt unbefleckt von Plage.

Ein wenig Wind verändert seine Lage,
ein Windhauch nur enthüllt die Eleganz
der zarten Hülle, gleichsam rein und vage,
bei aller Feinheit voller Dominanz.

Und so vereinet sich zum hohen Tanz,
was füreinander ward’ geschaffen wohl,
der Schleier bannt auf ewig Penetranz
erschafft dem Traum ein eig’nes Kapitol.