Montag, 19. März 2007

Betrogen

Unwirsch stürmt sie in die Regenwelt
und trennt brutal den Wasservorhang auf,
den sie für eine Illusion nur hält,
wie übrigens auch sonst ihr ganzes Leben.

Sie atmet kaum, denn alle Luft will raus,
obwohl sie rennt – zu brachial der Lauf,
mit dem sie sie sich entfernt von diesem Haus,
das ihr nun alles nahm, nachdem's gegeben.

Sie schreit die Kinder ihres Zorns hinaus,
verflucht die Existenz, die sie umgibt,
verflucht die Umwelt und verflucht das Aus
von der Romantik, die nun von ihr geht.

Und wie sich Salz- mit Regenwasser eint
und sie sich schüttelt, weil sie niemand liebt
und weil es kalt ist – kälter, wenn man weint,
und sie total durchnässt im Regen fleht,

begreift sie, dass sie vor zwei Wegen steht:
Der eine ist Vergangenheit und Schande
und noch mehr Regen, wenn das denn noch geht,
und immer wieder das Gescheh'ne leben.

Der andere, so kalt und nass sie ist,
das weiß sie jetzt: Man bricht die alten Bande,
besänftigt all die Geister und vermisst
nur was geschehen wird: Ein neues Streben.

So tränenfeucht, wie ihre Augen sind,
so eindrucksvoll, wie aller Donner klingt,
wenn er am Firmament die Wut erfind't,
so sicher, wie die Logik es diktiert,

so rein und klar, wie's Wasser aller Sphären,
so wunderschön, wie das Gewitter singt
so wie die Stern' in Anmut stolz gebären,
das wenig Licht, das in der Nacht vibriert,

so endlos schwer erscheint die Antwort ihr,
die aller Illusionen nun beraubt,
und auf den Knien bitter weinend hier
nach Hoffnung fleht – und ahnt, das keine ist.

Und steht sie später auf, so weiß sie's nicht.
Sie hatte doch an Liebe stets geglaubt...
doch ist nicht alle Liebe immer licht –
nur umso düst'rer wird, was man vermisst.

In dieser Nacht, da half ihr nicht die Ehre,
nicht ihre Bildung, die sie stets erstrebt,
nicht ihr Charakter und auch keine Lehre.
Es ist ihr Herz, weswegen sie noch lebt.

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