Sonntag, 2. September 2007

Die Mütter der Kriege

Verzeiht, doch kenne ich nicht Ihren Namen,
nur ist mir Ihre Geste wohlbekannt -
ihr Stolz entsprang auch einst aus meinem Samen,
scheint mit meinem Fleisch und Blut verwandt.

Das Spreizen jenes Fingers dort beim Denken,
der wache Blick, durch Klugheit wohl maskiert,
Sie scheinen Ihr Betragen so zu lenken,
dass es meinen Sohn perfekt skizziert.

Der feine Schwung der Nase, diese Augen,
in deren Klarheit alles deutlich scheint,
die gleichwohl die Umgebung aufzusaugen
scheinen, ist, was Sie mit ihm vereint.

Ich hab' gemeint, er wär' noch etwas kleiner,
doch überdenk' ich's recht, war er recht groß.
Und auch Ihr Leberfleck sieht aus wie seiner,
wie kann's sein? Das Schicksal stellt mich bloß!

Wie kommt es nur, dass Sie hier vor mir stehen,
als wär'n Sie er, er Sie - Sie beide gleich?
Ich muss nur schnell ein Foto holen gehen,
beschenkt mich denn der Zufall derart reich?


...ich...muss Sie um Verzeihung höflichst fragen -
Ihr Bart ist, freilich, eine and're Welt.

Zu jung noch, viel zu jung, um Bart zu tragen,
starb mein Sohn im Krieg...als Landesheld.

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