Freitag, 13. April 2007

Der Heuchler

Achtung, ein Langes. Auch noch im leserunfreundlichen Block abgefasst, doch lässt sich das eben nicht verhindern, wenn es denn nun mal Sinn macht.
Es ist inspirierend, sich zu ärgern, noch inspirierender, sich zu sorgen, letztendlich unendlich befreiend, sich dichtend loszusagen vom Idiotischen.




Ganz frenetisch wird er, seine Wangen
leuchten und mit Leidenschaft verspricht
er allen dort im Raum, die ihm befangen
doch gerne zuhör'n, dass er diese Sicht
mit jeder Faser seines wohlgeformten
und so eloquenten Hirns erkennt,
es vertritt, es lebt, es ist als normten
seine Sinne alle Welt behänd
einzig und allein nach dieser Wahrheit,
dieser Konsequenz der Ratio,
wie auch jeder and're Teil der Klarheit,
die ihn stets befällt, wie lichterloh
entzündetes und viel zu lang verkanntes
logisch relevantes Kopfesgut,
Kultur des stolzen Wissens, doch er kannt' es
und erkannt es, dankt es seinem Mut
mit dessen Hilfe er sich fragend wagte,
nicht verzagte, sondern weitaus weiter
seinem Ich des Denkens tapfer sagte,
wie gescheit er, ferner hinten breiter,
schließlich, lernend, heiter wird, der Weg,
wie er größer sich entwickelt, endlich
über Wissenswasser wohl als Steg
funktioniert und niemals wieder schändlich
seinen Weg zurück in diese Öde
halben Wissens rostbefleckter Geister
führen wird, im Gegenteil, der schnöde
Mammon seines Hirns ist nun sein Meister.

Wie er dies palavernd zelebriert,
meint man gleich zu wissen: Dieser Mann
wird ein Großer, dieser Mann logiert
in der höchsten Klasse, was er kann
entbehrt doch dem Niveau auch der Gelehrten,
wie viel höher ist wohl nur sein Sinn?
Alle richten sich nach seinen Werten,
gehen erst Experten zu ihm hin.

Und ich? Ich sitze alleine und trinke
den Wein, den ich wählte, bevor ich dort saß.
Ich lausche verwegen ein wenig und sinke
ein bisschen gedanklich in's wägende Maß
und merke, dass alles, was dieser dort sagt
genau so gut anders rum hätte erklingen
gekonnt, doch da niemand genauer ihn fragt,
befriedigt sein allzu gekonntes umsingen
und Trällern von Floskeln, die, weil ideell
und gewöhnungsbedürftig nach Revolution
duften, doch später vergisst er sie schnell,
seine Seele vergessen, das hat er ja schon.

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