Samstag, 22. September 2007

Versionen

„Doch dazu dann später“, die Drohung im Raum,
das Ende des Grauens nach hinten verschoben,
Begreifen fällt schwer, man hört schon noch kaum,
was vorne gesagt wird, die Welt wird verschroben,
die Sinne entfallen dem Singsang der Worte,
und müde entschläft man an spannende Orte.

„Doch dazu dann später“, welch schöner Apell!
Die Neugierde rührt sich und schaut recht verdutzt:
Wer hat mich geweckt? Und: Ist es schon hell?
Die Mühen des Sprechenden haben genutzt,
die Leidenschaft schwappte ganz kontinuierlich
in Ohren, ansonsten meist eher manierlich.

„Doch dazu dann später“, der Schwall seiner Bosheit
im blinden Verzehren der Machtposition
vermag nicht zu bremsen und wie er dann los schreit
entbehrt jeder Menschlichkeit, spricht ihr fast Hohn,
der Lehrling wagt kaum sich zu Rühren, verlassen
ergeht er der Rüge, zu schwach sie zu hassen.

„Doch dazu dann später“ – was ist nur geschehen?
Oh Gott, warum sagt ihr denn nicht, was passiert?
Die anderen Themen muss ich jetzt nicht sehen,
nun sagt schon – sind Deutsche betroffen? Jongliert
das Schicksal mit unserem Glück und entscheidet
sich gegen uns, derweil schon Gott uns meidet?

„Doch dazu dann später“ – aus Deinem Munde
(und das, bitte glaub mir, ist herrliche Gabe!)
ist es ein Versprechen, ist Vorfreude, Kunde
von emotionalem Verständnis, ich labe
an Deinen Gesprächen mich dankbar und immer,
bist wärmende Lampe in lebendem Zimmer.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gedichte lesen

Wer
von einem Gedicht
seine Rettung erwartet
der sollte lieber
lernen
Gedichte zu lesen

Wer
von einem Gedicht
keine Rettung erwartet
der sollte lieber
lernen
Gedichte zu lesen

Erich Fried


Ich danke.