Samstag, 21. Juli 2007

Der kleine Mann

Es suchte einst ein kleiner Mann
die Frau, die zu ihm aufseh'n kann.

So streifte er von Land zu Land,
doch jede Frau, die er mal fand,
war immer etwas größer.

Er fing schon bald zu zweifeln an,
weil man nicht nur allein sein kann,
da sah er sie dort stehen:

Sie war perfekt, er sah es gleich,
an Schönheit voll, an Klugheit reich,
sie war für ihn geschaffen.

Noch heute schaut er zu ihr auf,
und freut sich d'ran und nimmt in Kauf,
dass Liebe keine Form hat.

Freitag, 20. Juli 2007

Schall

Der Wind trägt das Klirren durch zahlreiche Nächte,
singt Lieder, berichtet den wenigen Ohren
die wach sind, von Menschen, an die man nie dächte,
vernahm man nicht g'rade das fremdliche Rohren.

Ich blicke vom Schreibtisch und sehe nur Dunkel,
kein Hinweis auf Leben, hier lebe nur ich.
Und doch ist der Schall wie ein stilles Gemunkel
von Menschen, die kurze Präsenz wie ein Stich.

Das Echo der Seelen, der Klang der Getriebe
verraucht nach Momenten voll inniger Frage.
Ich frage ins Ungewiss: Wenn ich nicht bliebe,
wäre auch ich nur ein Schall, ferner Tage?

Donnerstag, 19. Juli 2007

Reime für die Ewigkeit

Schau kurz in ein helles Licht,
senk den Blick und schweige.
Das verschwindet so schnell nicht,
mach die Augen zu – es sticht
noch durch, geht nicht zuneige.

Denk Dir eine Melodie,
sing sie Dir im Stillen.
Und schon meinst Du, dass sie nie
wieder geht, bleibt in Dir wie
ein Freund, auch wider Willen.

Sprich mal zwei, drei Reime laut
sprich sie auch im Zimmer.
Hast Du's oft genug gekaut,
hör mit auf – was Du gebaut
an Sprache bleibt für immer.

Mittwoch, 18. Juli 2007

Nachttraum

Ein Vorhang aus Samt überfällt meine Sinne
und schwärzer als schwarz und mit Sternen behaucht,
ein schleichendes Knistern – ich halte kurz inne,
bemerke: Ich bin in die Nacht eingetaucht.

Und alles verbindet sich: Tausende Formen
wie choreographisch versammelt im Fluss
und Bilder aus Lichtern, verschwiegene Normen
vereinen sich, edel entbietend den Kuss.

Kein Muss ist dahinter, der Tanz folgt den Schritten,
die Götter der Ewigkeit einst schon so kannten.
Wie zwanglos grazil diese Schönheit inmitten
der Tiefen der Sphären, die „Weltall“ wir nannten.

Und All ist es wirklich, denn alles begegnet
der schwungvoll gebärdenen höheren Kraft.
Und was man nicht sieht, existiert nicht, gesegnet
sei jener, der all diese Welten erschafft.

Gerade verbinden sich neuerdings Strahlen
und malen die denkbar unglaublichsten Dinge,
bestücken Gebilde mit kostbaren Schalen,
da merke ich, wie ich dem Schlafe entringe...

Limerick IX - Flieder

Sie trug dieses Kleid - es war flieder -,
nur war es dem Gärtner zuwider,
d'rum schloss man den Pakt:
Sie machte sich nackt,
jetzt trägt sie das Kleid immer wieder.

Dienstag, 17. Juli 2007

Ewige Treue

Wenn Menschen sich die Treue schwören,
ist viel Unglück stets im Spiel.
Erst kann nichts die Liebe stören,
erst gelobt man sich noch viel,

dann verlobt man sich, bekennt,
dass man sich in Ewigkeit
hoch verschuldet, denn man nennt
alles namentlich und weit

und breit sei nirgendwo ein Makel,
Logik, dass dies' brechen muss,
schon das Pergamentgekrakel
scheint Indiz – und dann der Kuss,

dann der Kuss, der stolz besiegelt,
fast, als Schlösse eine Tür,
früher Zunge, heut' geschniegelt,
nur – wo, bitte, ist das für?

Montag, 16. Juli 2007

Verborgen, verborgen

Lass mich Dir Gedichte schreiben,
dichtend bin ich Dir so nah,
Dich mit Worten einverleiben,
ist, was dichtend mir geschah.

Solchermaßen bei Dir seiend
fühle ich viel mehr von Dir,
dieser Ahnung Wort verleihend,
spür', dank Dir, ich mehr von mir!

Eines Tages wirst Du lesen,
was ich heute für Dich schrieb,
doch bis dahin, schönes Wesen,
weißt Du nicht, dass ich Dich lieb'.

Sonntag, 15. Juli 2007

Jugendliebe (Pforte)

Dauernd seh' ich traurig noch die Schatten,
sehe vor mir all das helle Licht,
wie Du allen Glanz, den je wir hatten,
einfach durch dein Lächeln in die Welt
trägst, und voller Schönheit Dein Gesicht,
oh, die Einzigartigkeit gefällt...

Denke ich an diese Silhouette,
bricht mein Herz vor Glück und weinen Augen,
danke, dass Du bei mir warst, ich hätte
keinen der Momente missen wollen,
die nur Deinetwegen etwas taugen,
Deiner Schönheit wegen in mir tollen.

So wertvoll, dass man es sich gerne spart,
sangen welche – und sie hatten recht...
Heute wünscht ich, meine Wesensart
wäre etwas weniger bescheiden,
wäre voller Raffgier, nicht gerecht,
gewesen, wollte ich mich an Dir weiden.

Du wusstest alles vorher, warst schon weise,
während ich, das Kind, dich faszinierte,
ich nur meinerseits den Wert der leise
durch Dein Wesen sanft enthüllten Klasse
nie begriff. Begreifen konnte. Stierte
ich doch dumpf, wofür ich mich heut' hasse.

Entschuldigen sollst Du den Makel nun nicht,
denn dafür, so fürchte ich, ist es zu spät.
Nur wisse, oh bitte, nur wisse, wenn's geht,
wie unendlich wichtig für mich, dies Gedicht!