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Mittwoch, 14. November 2007

Antarktis

Ein Klirren zischt durch hartgeword'ne Kälte
und kalte Nässe tropft von Feuchtigkeit.
Ein Zwieton, nihilierend Raum und Zeit
entbehrt der Wirklichkeit, die ihn entstellte.

Wie wildgeworden - ohne jede Regung.
In stiller Qual treibt alles unbewegt.
Und quält sich mehr noch, wenn ein Laut sich regt,
verdammend jenen Kraftakt der Bewegung.

Die Macht des Krachens gleicht dem Gigantismus,
des Urgewalt sich Götter sonst verseh'n.
Ein surreales Stöhnen, bald ein Fleh'n,
enthüllt der starren Ferne Eskapismus.

Ein weißer Tod in weißer Camouflage.
Und keines Lebens Ohren nehmen wahr,
wie grausam herrlich, roh und wunderbar
erklingt der hohe Schrei der kalten Rage.

Sonntag, 4. November 2007

Quälende Erinnerung

Ich muss mir befehlen, die Hexe zu brennen,
Gedanken benennen, was Unheil erschafft.
Ihr Feuer umgibt mich, der Feind voller Kraft
inmitten des Denkens, ich kann es nicht trennen!

Verrenne erbärmlich in furchtbaren Strängen,
erinnerungsschwanger erzittert die Hand
beim Schreiben, es fröstelt, mich quält dieses Band
des Bösen, die Fratzen im Feuer versengen!

Es ist es nicht wert! Oh, ich muss mir befehlen
doch endlich an anderes, Schönes zu denken!
Doch leider vermag ich das Sinnen nicht lenken,
ich kann mir das Unglück nicht wirksam verhehlen!

So sehe ich ein, was ich längst schon begriffen,
doch weiter verbarg vor der sehenden Welt:
Was immer geschehen, das fest einen hält:
Man muss es bekämpfen mit eisernen Griffen.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Grafitti

Die Nacht ist schwarz und schluckt noch jeden Schatten,
die Totenstille dient als Filmmusik,
und ihnen als Kulisse für den Krieg,
für den sie alles ausgeklügelt hatten.

Ein kurzes Regen, knapp ertönen Schritte:
Ein Zischen folgt, verweilt für kurze Zeit.
Sekunden nur, dann ist man schon bereit
zu flüchten, fern der Kunst in ihrer Mitte.

Und wenn man später Blaulicht sieht und hört
und Menschen, die Geschehenes verfluchen
und fiebrig nach den Übeltätern suchen,
dann fragt man sich, warum nur Kunst empört.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Kind der Stadt

Ohne auch nur einen Satz zu sagen
schweift und streift er durch die rege Stadt,
deren Puls ihn angeleitet hat,
wieder neu den treuen Bund zu wagen.

Ohne Zagen, ohne Zögern schreitet
Fuß vor Fuß sein Schatten durch die Stadt,
gleitet über Wände, sieht sich satt,
malt den Umriss dessen, der ihn leitet.

Ohne Barrieren, ohne Trennen
ist er so intim mit dieser Stadt,
wie er nie mit Menschen, die ihm matt
und fremd erscheinen, je sich könnte kennen.

Mittwoch, 26. September 2007

In der Nacht sind alle Katzen...

Sie schneidet mit Schritten in schwärzlicher Nacht
unhörbare Winde in nächtliches Schwarz
und steuert voll spannungsgeladener Pracht
verschleierten Schrittes ihr blickendes Quarz.

Den Kegel des Lampenlichts saugt sie gar auf,
ist Schatten sich selber in fließendem Huschen
und zeitlupengleich kann sie Spuren vertuschen,
nur Mondlicht wird Zeuge beim federnden Lauf.

Verbrüdert mit Dunkel der edelsten Art,
umwindet sie unsichtbar, schemenhaft Ecken
von Häusern, konturenlos, um zu verstecken,
was über die Nacht mit der Stille gepaart.

Dienstag, 25. September 2007

Präsenz

Werden die Menschen nicht endlich mal müde,
die Weltkriege immer noch neu zu vertonen?
Muss denn die Sünde noch über uns thronen,
uns’rer Historie wilde Etüde?

Immer auf’s Neue begeht man das Grauen,
ermahnt uns zu wissen, wie furchtbar es war.
Und stellt sich das Elend uns endlich ganz dar,
verweist man uns nochmal, den Abgrund zu schauen.

Man muss sich fast schämen, so könnte man denken,
dass heute in wärmeren Betten man nächtigt.
Und dass man sich Heizung und Herdes bemächtigt,
und neigt, seine Blumen im Garten zu tränken.

Man sollte verzichten, so könnte man meinen,
auf Luxusartikel, Komfort und Likör.
Wir frönen Bekleidung in jeder Couleur,
Berichte zur dritten Welt machen uns weinen.

D’rum wisset um alles, was Schlimmes geschah
und fühlt es in jeder so winzigen Pore
es drängt sich in Augen und füllet das Ohre:
Zwar geht es euch besser, doch Hölle ist nah!

Samstag, 8. September 2007

Perspektive

Die Welt dringt durch mein Atmen in mich ein,
durchflutet meiner Lungen ganze Fülle,
veredelt meine Brust zu ihrer Hülle,
macht durch ihre Purheit auch mich rein.

Die Augen werden Fenster jenen Farben,
sie fangen alles Licht der Erde auf,
behalten es, bejubelnd diesen Kauf;
ein niemand muss der Mattheit jemals darben.


Wie Wellen gleiten flüchtig Melodien
zur Ewigkeit verdammt in meine Ohren,
die einst Musik des Seins zum Schatz erkoren,
dann sich erinnernd oft in Klänge fliehen.

Schließlich hebt die laue Brise streichelnd
die feinen Härchen, stimuliert den Sinn.
Und warum durchflutet denkend schließlich bin
ich sicher: Wenn man will, ist Leben schmeichelnd.

Donnerstag, 23. August 2007

Meine Kreise

Die Welt entdreht sich mir in kleinen Kreisen,
jeder dieser Vögel ist mir neu,
alles sehend, kindhaft, ohne Scheu,
finde ich mich wieder unter Waisen,
weiß ich selbst doch nicht so ganz genau,
welchem Weg man folgen, welchem trauen
soll, und will mit Schritten nichts verbauen,
jeder Schritt riskant, die Winde rau,
die Menschen zeigen leidlich nur Grimassen,
ohne Inhalt, oder mir zu reich
an Dingen, die gesagt, doch niemals gleich
gemeint sind, tausend Worte - keins zu fassen,
kann ich darum hassen, was ich mache,
wie ich stehe, wie ich stumm verweile,
mich nicht dumm beeile, sondern Zeile
um Zeile aneinanderreihe, lache,
dann den Kopf erhebe, innehalte,
und die Stille, diese eine Stille
in mich sauge - wäre sie mein Wille,
säh' ich mich, wie ich die Erde falte.

Donnerstag, 16. August 2007

Der unglücklich Mimende

Ein Tier, das wohlbehütet in Dir schlummert,
ein Schlaf, der nur durch Disziplin geschieht.
Gesellschaft, die Dir Disziplin anriet.
Doch bist Du wohl beraten, wenn's Dich kummert?

Ein Tier, von dem Du weißt, wie sehr es wild ist,
von dem Du weißt, wie schnell es Dich zerfrisst.
Doch fütterst Du es nicht, weil Du vergisst,
wie sehr es Dir doch letztlich Ebenbild ist.

Du weigerst Dich tagsüber, es zu sehen,
lässt es auch des Nachtens niemals frei.
Weigerst Dich zu aller Zeit dabei
in Ehrlichkeit zu fallen und zu flehen.

Benehmen kannst Du Dich, ganz ohne Frage.
Alles, was man heute wirklich braucht.
Nur zu Haus' im Spiegel ist verraucht,
was Du verdrängt, es lebe froh die Klage!

Dann siehst Du durch Dich durch und siehst die Knochen,
siehst die Seele, siehst in Deinen Geist,
was Dich schreckt – und kurz verweilen heißt,
bist Du schon am Ende der Epochen?

Und welch Gefühl, welch Hoheit allen Spürens!
Oh, welch Wahrheit, endlich weißt Du doch,
dass Du lebst, ein wenig zittrig noch,
doch wenigstens noch Herr des Lebenführens!

In wenigen Momenten des Intimen
bricht Dein Tier ein kleines Wenig aus.
Du träumst von Freiheit, aus dem Käfig raus,
fühlst die Luft, empfindest sie als Schmaus,
die Du, fein genießend, wissend kaust,
während Du im Grunde eines weißt:
Morgen musst Du wieder Braves mimen.

Mittwoch, 15. August 2007

Aus

Wie kann es sein, dass niemand mich bemerkt,
wo ich doch solch ein Epizentrum bin!
Mein Leben explodiert, verliert den Sinn
und niemand sieht mich, was mein Leid verstärkt.

Ich laufe durch die Straßen wie ein Blinder,
laufe wie betrunken, Trunkenheit
verursacht von zu viel in wenig Zeit,
Gefühle wie Geschosse – und nicht minder!

Ein Fuß kommt automatisch vor den Ander'n,
als schlenderte ich, hätte kein Problem
und keinen Hass, der mich zerfrisst und dem
ich zu gefügig bin in meinem Wandern.

Wie kann es sein, dass alle diese Leute
nichts von meinem Leiden spüren können?
Sind sie blind? Ich würd' es ihnen gönnen,
sonst wären sie nicht glücklich, g'rade heute.

Ich fühle mich dem Leben weggerissen,
fühle mich dem Schönen schlicht genommen.
Und nie und nimmer werd' zurück ich kommen,
denn ewig werde ich um's Unglück wissen.

Und, glaubt mir, wenn man einmal es gesehen,
einmal nur begriffen, dass sie schlecht,
dann will man diese Welt nie wieder recht
und schön begreifen, in ihr gehen.

Sind nur drei Worte, alles ist vorbei.
Drei mal nebenbei die Seele morden.
Einmal nebenbei verlassen worden.
„Es ist aus!“ Nur sag: Bist Du jetzt frei?

Donnerstag, 26. Juli 2007

Hart geworden

Man sagt doch immer, Fortschritt sei so gut,
aber wenn ich mich mal gehen lasse,
wenn ich mir ein Herz mal endlich fasse,
nennt man diese Freiheit Übermut.

Man sagt doch immer, Fliegen – das sei frei.
Nur hebe ich auch nur ein Stückchen ab,
zeige mal von oben, was ich hab',
heißt es nur, es sei Angeberei.

Man sagt doch immer „Sei Du selbst, mehr nicht!“.
Nur bin ich nur ich selbst, kein bisschen mehr,
macht mir jeder gleich das Leben schwer,
meint, ich präsentierte mich im Licht.

Ich scheiße drauf, was andere mir sagen,
scheiße auf den Ausdruck, auf das Wort.
Hier – im Dichten habe ich den Ort,
der erlaubt, mich offen zu betragen.

Montag, 23. Juli 2007

Vogelmuttermord

Traurig schreit der Vogel schon seit Stunden,
mehr ein Fiepsen denn ein echtes Schrei'n.
Dieser Vogel ist noch Jung, ist klein,
umso schlimmer, was er muss bekunden.

Unten fläzt das Ungetüm lasziv,
streckt die langen Glieder von sich fort,
kein Gewissen, nicht ein Hauch von Mord,
nicht ein Blick zum Vogel, der dort rief.

Ewig gleich, wie monoton zum Troste,
fast, als klammerte das arme Wesen
sich an das Vertraute, bitter lesen
sich die Töne, die das Schicksal loste.

So zerbrechlich, nicht bereit zu leben,
nicht bereit, allein zu existieren,
lange nicht bereit, schon zu verlieren,
was das Sein als Einziges gegeben.

Tausend Rufe, tausend werden kommen,
aber nichts wird diese Tragik enden.
Irgendwann, vielleicht lässt er's bewenden,
wartet, bis auch ihm das Sein genommen.

Sonntag, 1. Juli 2007

Unter den Blinden ist...

Es beginnt zu regnen, alle flüchten unter
irgendeinen Unterstand, der in der Nähe
stand, und hoffen wie der Hund, wie jede Krähe,
auf das Ende. Doch der Regen klopft recht munter

auf die Dächer, die, gebietend Zuflucht, Schutz
verheißen. Gleißend reißen Blitze grelle Schlitze
in den Himmel und aus Angst versucht man Witze;
diese als Versteck vor Furcht, das Dach vor Schmutz.

Und konzentriert und komprimiert erwartet jeder
nur den Frieden, den die Sonne uns beschied,
damals war's gepfiffen, jetzo summt man's Lied.
Und gar nichts hilft: Kein Pelz, kein Nylon, auch kein Leder.

Und jede Brise, nur ein wenig Regen bringend
in die Richtung derer, die sich unterstellten,
unterstellt subtil denen, die gesellten,
wie fragil die Laune, die sie vorhin, singend

hatten, ist, und wie zerbrechlich jedes Glück,
wie ein jeder Mensch nicht unabhängig, frei
sich macht, indem er, kommt ein wenig Nass vorbei,
schon schreit – sich selbst begrenzt, sich Grenzen setzt ein Stück

Samstag, 30. Juni 2007

Generischer Maskulinum

Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer,
haben sie die Schülerinnen und
die Schüler schon gewarnt, dass jeder Hund
und jede Hündin, wenn man füttert, schwerer

werden kann, weil jedes bisschen Fressen,
wie auch jede Fressin Kalorien
sowie Kalorieinnen beziehen,
und die Tiere gerne davon essen,

wie die Tierinnen natürlich auch,
die den Männchen und den Männcheninnen
wahrlich ähnlich sind, sie sinnen
wohl danach, zu sein nach gleichem Brauch?

Daher sage ich, die Direktorin,
der Direktor gleichsam noch dazu:
Lassen Sie die Wesinnen in Ruh',
diese Wesen machen kaum noch Sinn.

Dienstag, 26. Juni 2007

Wollen wir nochmal...?

Ein Abend, den man so zu zweit genoss,
Wein und Brot und Film und noch mehr Wein,
dabei nicht besinnungslos – oh nein!
...zumindest nicht durch das Getränk, das floss.

Doch, wenn man reflektiert und ehrlich ist,
war viel Besinnung wahrlich nicht mehr da.
Umso mehr, da sinnlich viel geschah,
solcher Art, was niemand je vergisst.

Da schmiegten in des müden Lichtes Wärme
heiße Körperglieder sich entgegen,
zelebrierten Tänze, die verwegen,
die verboten schienen, tausend Schwärme
aller denkbar unerlaubten Träume
schwirrten, während man einander nahm
und völlig nahm, ohn' Rücksicht, ohne Grahm,
in die durch bloßen Sex erfüllten Räume.
Alle Welt hört auf zu existieren,
alles wird entladen durch den wilden
ungehemmten Beischlaf in Gefilden,
Lust und Fleisch und Wollen sie verzieren.

Schließlich bleibt ein Rest der freien Stunde,
und ein Rest Erotik, man ist nackt,
auch nach dem Erguss, der einem Pakt
der Willigen entspricht, geheime Kunde.

Nur erklärt sich eines wahrlich schwer:
Warum, wenn intimer man nicht werden
kann, warum dann ewig die Beschwerden,
wenn man meint, man wolle es doch sehr
und nur zu gerne nochmal wiederholen?
Warum es nicht einfach wieder machen,
wieder ineinander gleiten, Sachen,
die verboten, und Symbolen
fröhnen, die man nur beim Sex erkennt?
Warum dann nicht wieder alles geben,
sich in purer Lust nochmals entleben,
wenn man, was gescheh'n, sein Eigen nennt?

Dienstag, 19. Juni 2007

Balance

Genehmigen Sie bitte den Vergleich:
Ich pflege stets zu sagen, dass die Seele,
deren Wert man niemals sich verhehle,
an Wesen, wie ein Fluss an Wasser reich.

Ferner neige ich zu konstatieren:
Nur die Umwelt sorgt für diesen Bach!
Mal ein reißend Strom, des Tosen Krach,
mal ein flaches Rinnsal beim Flanieren.

Stürmt und donnert ihm die ganze Welt,
fällt ein unerbittlich dichter Regen,
wird ein Fluss, dem alles unterlegen
ist, gebor'n, der durch die Mulde schnellt,

und mit seiner Fülle mit sich reißt,
was auch immer dort im Weg ihm stehe
und – Verzeihung, dass ich es so sehe! –
stark ist zwar dies Wesen, jedoch dreist.

Wenn daher in Dürreperioden
aus dem einst so stolzen, vollen Quell
nur ein Flüsschen übrig bleibt, wird schnell
Ruhe ihm zum Freund, auf festem Boden.

Nichts gerät mehr außer der Balance,
keine Welle schwappt zum Lande über,
nur der Preis ist hoch: Ein vieles trüber
erscheint das Land der ungenutzten Chance.

Schließlich gibt es Zeiten, die sich lohnen,
da von Sturm bis Ruhe alles geht,
Sonnenstrahl und Regen dann entsteht,
alles sprießt, gedeiht, um zu betonen,
dass im Gleichgewicht die Seelen wohnen.

Montag, 18. Juni 2007

Sport

Raff die müden Knochen, Kämpfer,
halt Dich bloß nicht mehr zurück,
heute zwingen wir das Glück,
geben uns'rem Feind den Dämpfer!

Zieh die Schuhe an und laufe,
bis Du nur nach Luft noch ringst,
wenn Du Dich als Tier verdingst,
wie auch ich mich tierisch raufe.

Oh, welch Freiheit atmet dieses
wilde Laufen, dieser Sport,
nenn' es Kriegen, nenn' es Mord,
nenn' es Schlechtes, nenn' es Mieses!

Nenn' es albernes Vergnügen,
wenn gestand'ne Männer sich
duellieren, lächerlich
bald sich freuen, bald sich rügen.

Und erbost gen Himmel schreien,
wenn der Spielzug nicht geklappt,
Diplomaten sind verkappt,
wenn sie sich durch Wut befreien!

Schließlich artet die Ekstase
völlig aus, der Nerv liegt blank!
Seid ihr irre? Seid ihr krank?
Halt mal bloß den Rand Du Nase!

Herrlich ist es anzusehen,
wenn die Väter später dann
mit den Kindern ohne Bann,
ohne Zwang spazieren gehen,

sie zuhause wohl behütet
mit der Frau und Sohn im Arm
runterkommen, jede Harm
hat sich wohl im Spiel entwütet.

Mittwoch, 13. Juni 2007

Konträre Einsamkeit

Verschwende die Zeiten, Du ewiger Narr,
verschenke die Möglichkeit, glücklich zu sein!
Du keifst nach der Einsamkeit, wünschst Dir allein
verlassen zu leben als letzter der Schar.

Du legitimierst all die Bitterkeit, spürst
den vermeintlichen Sieg nur als Niederlage
anderer Menschen, mit denen Du Tage
und Wochen verbrachtest, doch heute vollführst

Du alberner Fürst aller Fürsten den Tanz
der Befreiten, wohlmöglich Befreiten des Lebens
und tanzt exzessiv und doch tanzt Du vergebens,
denn heimlich und still bist Du Opfer des Strebens
der Menschen nach Freundschaft voll wahrer Substanz.

Dienstag, 12. Juni 2007

Der überzeichnete Dichter

Überzeichnung, Überzeichnung



Panisch suchst Du, Dichter, nach den Wörtern,
welche Deinen Reim vollenden sollen,
schöpfst ganz unbescheiden aus dem Vollen,
wenn es gilt, die Welt gut zu erörtern.

Wenn ein guter Reim sich nicht gleich findet,
zweifelst Du recht schnell am letzten Wort,
welches es zu reimen gilt, denn dort
kommt's drauf an, wie gut man es verbindet.

Dort, beim Reimen, wird die Schlacht geschlagen,
dort entscheidet sich, wie gut man ist!
Metrum, Stil, egal – denn man vergisst
solcherlei, muss man den Reim beklagen.

Dies, oh Dichter, weißt Du nur zu gut,
darum überlegst Du lange Zeit,
welcher Reim der Stelle wohl gefeit,
welcher sie entflammt mit neuer Glut,

welcher sie mit Leben so erfüllt,
dass man meint, man stände im Geschehen,
dass man glaubt, man könne förmlich sehen,
wie der Mantel dieses Wort enthüllt.

Dies kann freilich etwas Zeit bedürfen.
Doch als Dichter, herrliches Klischee,
hat man diese, bei ein bisschen Tee,
den man pflegt, genüsslich laut zu schlürfen.

Solchermaßen hin und her gerissen,
sitzt er ein paar Stündchen dort, sinniert
über Worte, Metrum, zelebriert
die Erschaffung dieses Werks beflissen.

Montag, 11. Juni 2007

Eleganz im Kleinen

Rhythmus ist in jedem Schritt präsent,
jeder Fuß, der vor den and'ren schreitet,
somit ihm den nächsten Tritt bereitet,
ist ein Teil des Metronoms, das rennt.

Jeder Muskel wird von ihm durchflossen,
wenn er, stets im Gleichmaß und synchron
seine Pflicht erfüllt, darauf zum Lohn
kurz entlastet wird von den Genossen.

Welch perfektes Spiel der Körperteile,
zelebriert durch schlichtes Vorwärtslaufen,
nur begleitet durch das starke Schnaufen,
welches sich ergibt durch seine Eile.

Jeder Lungenflügel pumpt zugleich
mit dem Partner voller Luft sich auf,
abgestimmt und dirigiert vom Lauf,
schenkt dem Blut den Sauerstoff recht reich.

Strömend klingt der Körper wie ein Fluss,
fast schon orchestral wird die Gebärde,
deren Anmut einzig auf der Erde,
oh, wie schön kann sein, was nicht sein muss.