Samstag, 19. Mai 2007

Weltfremder

Du Wanderer wandelst auf einsamen Wegen,
versteckst alle Weisheit vor Dir,
Du Träumer entträumst Dich der Welt so entgegen,
Gedanken verkriechen sich hier.

Du Kämpfer bekämpfst jeden Aufstand im Hirn,
verhinderst die Kämpfe im Geist.
Du Spinner verspinnst dieses Leben wie Zwirn,
der, wenn es d'rauf ankommt, gleich reißt.

Du Denker, was denkst Du Dir denn nur dabei,
wenn Du einsam auf Straßen flanierst,
Du Melancholist, macht das Trauern Dich frei,
so frei, dass Du dafür erfrierst?

Du Anderer, bitte, erlerne von Neuem
die Sprache, in der ich Dir sag':
Du sollst Dich vor'm Lesen vor allem nicht scheuen,
zum Buche gerinnt jeder Tag.

Freitag, 18. Mai 2007

Sinn

Wenn jedes Wort Gewicht erfährt,
wird mein Gedicht enorm beschwert
und dennoch scheint es nicht verkehrt,
dass man ein wenig Sinn verehrt.

Und bleibt mir Tiefgrund doch verwehrt,
obwohl ich eifrig so vermehrt
darauf geachtet habe, schert
das letztlich doch auch keinen,
will ich sinnverwehrend meinen.

Donnerstag, 17. Mai 2007

Wasser der Weisheit

Dieser Ort ward' wahrlich reich beschenkt,
voll Wasser, voller Übermut und Frieden,
voller Widersprüche, doch man denkt
sich nichts dabei, genießt die Klänge,
die man in der Welt zu schnell vermieden,
hier jedoch erscheint's, als wenn sie sänge,

voller Inbrunst, wahr und voll Gefühl,
welche Göttin löst im Wasser nur
die Schale, die sie schnell nach außen kühl
und fies erscheinen lässt, Justitia,
hälst Du Deine Waage, diesen Schwur
ewiger Balance für immerdar?

Alles Wasser, das so zart hier fließt,
Deine Schalen reich und rein befüllt,
sich im Walle wogend denn ergießt,
scheint wie Wissen, das so pur gerann,
schließlich sich dem Wollenden enthüllt,
womit alle Weisheit schon begann.

Mittwoch, 16. Mai 2007

Niederlage

Er wendet sein Gesicht kurz ab und bricht
sein sich gegebenes Versprechen: Spricht
die Wörter, deren Wiedergabe nicht
und niemals irgendeinen Vorteil bringt,
nichts mehr ändert, weil kein Vogel singt,
weil kein schöner Ton im Ohr mehr klingt.

Er resigniert vor lauter Niederlage,
und fühlt für sich das Ende aller Tage,
dies alles ist die Antwort, keine Frage
hätte jemals wieder einen Nutzen.
Jedes weit're Wort wird nur beschmutzen,
was er so erpicht war, einst, zu putzen.

Säubernd dieses Falschbild, diese Lüge,
fühlt er sich, als ob er so betrüge,
was zu trügen einst ihm Grund der Rüge.
Heute, aber, weiß er um sein Irren,
fühlt sich irr, wenn alle Sinne schwirren,
ihn mit ihrer Wahrheit nur verwirren.

Darum, einzig, nur der Wahrheit wegen,
ist er nun zu schwach zu widerlegen,
was sein Leben erst so schlimm verwegen
machte, darum will er sich nicht regen.

Dienstag, 15. Mai 2007

Spott und Hohn vom Clownessohn

Es ist schon recht lustig, Dich heischend zu sehen
nach Aufmerksamkeit, nach Lob und Kritik.
Ein Echo zu schaffen heißt Leben erzwingen,
beweisend Dein Leben (welch komischer Sieg),
erinnerst Du mich nun an Enten, die gehen.

Belustigt erblicke ich all Deine Posen,
ich Richter in rosaner Robe, ich Göttchen,
und alles vernehme ich: Lügen, Dein Singen,
und schließlich, verzeih' mein nicht ehrliches Spöttchen:
Dein Tanzen in clownsgleich gefärbten Latzhosen.

So kommt es, dass wenn Du mit mir sprechen magst
und schnell zur herrlichen Halbphilosophie
gelangst, in meinem Gesichte nur Hohn
lesen kannst ob Deiner Geschichte, die nie
wirklich sagt, was Du denkst – Denkst Du nie, was Du sagst?

'Nem Blumenkohl gleich, dem ein Hut aufgesetzt,
veralberst Du Dich so schön selbst in den Spiegeln,
die an meinem Leibe zu kleben pflegen, schon
hast Du Dich erblickt, willst Dein Wesen verriegeln,
nur ist es zu spät: Hast der Welt Dich ausgesetzt.

Montag, 14. Mai 2007

Erbe

Zu später Stunde existiert im Wind
die Nacht.
Ich habe lang gewartet, wie ein Kind
gelacht.
Im Sturme wurde die Naturgewalt
entfacht,
und ich als Kind, ich hatt' mein Leben bald
verbracht.
Und kalt und eisig kalt der Menschen Ruh'
als Pacht,
als Erbe hab' ich diese Truhe zu-
gemacht.

Sonntag, 13. Mai 2007

Romantik IV

Ein toter Schatten, der die Sehnsucht lindert,
ergießt sich, gleich der ungeheuren Macht
von der ich zehrte, jene letzte Nacht,
auf meinen Körper, den das Leben hindert

in höh'rer Existenz zu zelebrieren,
was nied're Kreaturen sich erträumt.
Und wär' mein Traum ein Pferd, wär's ungezäumt,
nur kettet es der Tag an allen Vieren.

Ich Reiter, der dem Tag so froh entreitet,
verstehe wohl im klaren Mondesschein,
zwar nicht, warum mir diese Welt entgleitet,

doch weiß ich um des fahlen Tages Qual.
Erscheint sie auch im Nachtgewand recht klein,
so wächst sie, wenn erlebt, unendlich mal.