Samstag, 23. Juni 2007

Weinen

Einfach einmal einsam weinen;
niemand sieht mir dabei zu.
Einfach weinen – und im Kleinen
find' ich meine Seelenruh'.

Oh, die Last der letzten Wochen
wollte mich ersticken und
darum hat sich tief verkrochen,
was im Innern krank und wund.

Einfach keiner Form genügen,
alles ist nur meine Welt.
Einfach keine Regeln, Rügen,
die mir oft mein Glück verstellt.

Menschen wissen nicht die Mächte
jener Worte, die man sagt.
Einfach sagt, ohn' dass man dächte,
dass durch sie ein Herz verzagt.

Darum will ich einfach weinen,
denn die Tränen reinigen
jenen See in mir, des reinen
Wassers ich als Glück erkenn'.

Freitag, 22. Juni 2007

Filmreif (Verzweiflung)

Es ist, als würden Deine Füße weinen,
als käme jede Regung des Gefühls,
jedes Unterdrücken des Gewühls,
welches Dich beschäftigt und rumort,
nur durch die Bewegung in den Beinen
zum Ausdruck, ist beim Stehen wieder fort.

Langsam folgt auf einen Fuß der zweite,
und im Dunkel tragen sie den Schatten,
dessen Ränder einst Konturen hatten,
voller Farbe, voller Licht gefüllt.
Heute aber fällt die ganze Weite
jener Welt beiseite, ist verhüllt.

Du verneinst das Licht, das einst Du sandtest,
und entflüchtest in ein zweites Sein.
Du erkennst kein Leben mehr als Dein,
fragst mit keinem Wort nach der Gestalt
der Welt und niemand hält heut' Deine Hand fest,
niemand wärmt Dich und Du liebst es kalt.

Die Laterne steht entfernt und müht sich,
wenigstens den Umriss Deiner Züge
zu umspielen, doch sie werden Lüge,
denn Du wendest trotzig jenes Haupt,
welches diesen Abend nur zu gütlich
teurer Flüche seines Wohls beraubt.

Keine dieser Posen ist gespielt,
nicht Verstellung macht Dich zur Kopie
jener Filme, deren Inhalt nie
authentisch ist, hingegen handelst Du
nur aus dem Verlangen, das Dich hielt,
als Du weintest; lässt Dir keine Ruh'.

Dennoch: Du bestätigst Plagiate
der Verzweiflung, welche Du durchlebst.
Demonstrierst, indem Du zitternd bebst,
nur die Schulter hebst beim Atmen, doch
sonst gen Boden strebst, gebeugter Pate
jener Trauer, gleich humanem Loch.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Herr des Sturmes

Ein Sturm, der euch verstummen lässt,
die stummen Häupter euch durchnässt,
nie vergesst die Kraft des Zornes
derer, die euch Leben hauchten
und, als sie euch nicht mehr brauchten,
euch als Opfer ihres Hornes
auserkoren.

Wenn alle Elemente toben
will behänd man jene loben,
deren Zauber tosend grollt,
bald im Feuer, bald im Wasser,
und die Erde wird noch nasser
wie der Wind, sich stolz enttollt,
neugeboren.

Und als fünftes Element,
das man nicht als fünftes kennt,
sondern wohl als Obergott,
dem man sich stets fügen sollte,
da wer ihn beherrschen wollte
bös bezahlt für diesen Spott
der Toren

nennt, versteht man die Natur,
deren Stärke Schönheit pur,
die gewaltig, brachial
alles miteinander bindet,
rasend tobt und schnell verschwindet,
Elemente integral
befohlen.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Lastwagen

Es gibt kein Vor, gibt kein Zurück,
nur träge treiben Elefanten
blecherner Natur ein Stück
nach vorne ihre nah'n Verwandten.

Sie annektieren Stagnation
gleichermaßen wie die Straße,
deren Regeln ihnen Hohn,
Opfer ihrer bloßen Maße.

Und gewaltig sind sie wohl,
tonnenschwer und fett und stark,
massevoll doch geistig hohl,
ohne Wert das feste Mark.

Einzig noch gewaltiger
sind die Flüche, die entbehrt,
wenn ein Elefantenheer
vor Dir fährt, den Weg versperrt.

Dienstag, 19. Juni 2007

Balance

Genehmigen Sie bitte den Vergleich:
Ich pflege stets zu sagen, dass die Seele,
deren Wert man niemals sich verhehle,
an Wesen, wie ein Fluss an Wasser reich.

Ferner neige ich zu konstatieren:
Nur die Umwelt sorgt für diesen Bach!
Mal ein reißend Strom, des Tosen Krach,
mal ein flaches Rinnsal beim Flanieren.

Stürmt und donnert ihm die ganze Welt,
fällt ein unerbittlich dichter Regen,
wird ein Fluss, dem alles unterlegen
ist, gebor'n, der durch die Mulde schnellt,

und mit seiner Fülle mit sich reißt,
was auch immer dort im Weg ihm stehe
und – Verzeihung, dass ich es so sehe! –
stark ist zwar dies Wesen, jedoch dreist.

Wenn daher in Dürreperioden
aus dem einst so stolzen, vollen Quell
nur ein Flüsschen übrig bleibt, wird schnell
Ruhe ihm zum Freund, auf festem Boden.

Nichts gerät mehr außer der Balance,
keine Welle schwappt zum Lande über,
nur der Preis ist hoch: Ein vieles trüber
erscheint das Land der ungenutzten Chance.

Schließlich gibt es Zeiten, die sich lohnen,
da von Sturm bis Ruhe alles geht,
Sonnenstrahl und Regen dann entsteht,
alles sprießt, gedeiht, um zu betonen,
dass im Gleichgewicht die Seelen wohnen.

Montag, 18. Juni 2007

Sport

Raff die müden Knochen, Kämpfer,
halt Dich bloß nicht mehr zurück,
heute zwingen wir das Glück,
geben uns'rem Feind den Dämpfer!

Zieh die Schuhe an und laufe,
bis Du nur nach Luft noch ringst,
wenn Du Dich als Tier verdingst,
wie auch ich mich tierisch raufe.

Oh, welch Freiheit atmet dieses
wilde Laufen, dieser Sport,
nenn' es Kriegen, nenn' es Mord,
nenn' es Schlechtes, nenn' es Mieses!

Nenn' es albernes Vergnügen,
wenn gestand'ne Männer sich
duellieren, lächerlich
bald sich freuen, bald sich rügen.

Und erbost gen Himmel schreien,
wenn der Spielzug nicht geklappt,
Diplomaten sind verkappt,
wenn sie sich durch Wut befreien!

Schließlich artet die Ekstase
völlig aus, der Nerv liegt blank!
Seid ihr irre? Seid ihr krank?
Halt mal bloß den Rand Du Nase!

Herrlich ist es anzusehen,
wenn die Väter später dann
mit den Kindern ohne Bann,
ohne Zwang spazieren gehen,

sie zuhause wohl behütet
mit der Frau und Sohn im Arm
runterkommen, jede Harm
hat sich wohl im Spiel entwütet.

Sonntag, 17. Juni 2007

Kleine Lebenshilfe

Verleugne nie Dein Ebenbild
und ist es kein ganz eb'nes Bild,
so steh' dazu und sprich es aus:
„Ich bin für euch -nicht mir- ein Graus!“

Und wenn es dann zu streben gilt,
bedenke: Strebe nicht zu wild,
denn jeder Schritt zur Besserung
wird Dir schnell zur Beleidigung.

Dein Ego ist Dein Lebensschild,
ist nicht nur Deinem Leben Schild,
vermag auch Deinem Geist ein Herr
zu sein – so leben ist nicht schwer!

D'rum wenn Dein Kopf beim Geben schwillt,
Dein Wecker nur daneben schrillt,
Du übermüdet, lustlos bist,
dann sei mal einfach Egoist.

Samstag, 16. Juni 2007

Antikonformist

Es tummeln sich die Antikonformisten
und zelebrieren ihre Freiheit pur
und sind nicht anders als die Andern, nur
die Kleidung ist ein etwas schriller Schwur
entgegen jeder Gegenwart auf Listen.

Und lustig sieht es aus, wenn sie sich paaren,
bereitet es schon größte Schwierigkeit,
das eine von dem nächsten freien Kleid
zu unterscheiden, jeder ist bereit
in gleichem Stil zu leugnen, wer sie waren.

Und man bewundert Kreativitäten,
deren kleinster Nenner denkbar klein
ist, denn das ganze kreative Sein
beschränkt sich auf's kopieren eines fein
entworf'nen Maßstabs, den sie einst erspähten.

Freitag, 15. Juni 2007

Die Höhere (ein Lied)

Zelebriere, Höh're, reich Dein Wesen,
huldige Dem Vater, der Dich schuf,
solchermaßen folgend Seinem Ruf,
verzierend diesen Abschluss seines Schaffens,
alle kranken Blicke sind genesen,
sieht man Dich, so kann man's Leben lesen
und erfährt die Weisheit eines Pfaffens,
lernt die Kunst des Sehens, nicht des Gaffens,
während man sich, Dich verehrend, neigt,
Geigen zelebrieren Deine Messe
und Der Vater, stolzer Herr des Raffens
Deines Rockes, den man nie vergesse,
während auch der Himmel weinend geigt,
dieserart die Anerkennung zeigt,
die Dein Antlitz, Augen, Deine Tresse
und der and're Schmuck sich wohl verdient,
nur indem er mit Dir existiert.
Und der Wangen zartes Rosa dient
einzig der Betonung Deiner Blässe,
die Dich, Höh're, adelig verziert,
Dir dem Himmel glatt emporgegient,
zur Begleitung Streicher noch chauffiert,
Dich dem Himmelssee der heil'gen Nässe
nahe bringt, Dich vorsichtig kutschiert,
in der Kutsche, die einst schon fungiert,
um den Himmel selbst dort zu platzieren.

Donnerstag, 14. Juni 2007

Gewitterstimmung

Seit Minuten schon ist all die Luft
voll Spannung, voller bloßer Energie,
kaum ein Vogel, nicht mal ein Insekt
wagt es, diesem ahnungsvollen Duft
zu widersprechen, alles ist versteckt
und zollt dem Grollen dieser Symphonie.

Wie dumpfe Pauken bahnt sich tiefes Grollen
wellenartig rollend seinen Gang
und dringt nur unterschwellig an die Ohren.
Und man weiß, das Stürme folgen sollen,
dieser Abend wurde auserkoren,
heute gibt es Schauspiel und Gesang.

Heute gibt es sintflutartig Regen,
wie aus Himmelseimern wird er fallen
und mit schweren Tropfen das benetzen,
was in ersten Lüften sich bewegen
soll, um später dann im Sturm zu hetzen,
während Donnerblitze krachend knallen.

Diese Ahnung, diese Ouvertüre
jenes Schauspiels unserer Natur,
macht, trotz all der Mächtigkeit, so froh,
weil jedes Wanken, das den Halm berühre,
jedes Rascheln durch den Wind im Stroh
Ausdruck uns'rer Sehnsucht: Freiheit pur.

Mittwoch, 13. Juni 2007

Konträre Einsamkeit

Verschwende die Zeiten, Du ewiger Narr,
verschenke die Möglichkeit, glücklich zu sein!
Du keifst nach der Einsamkeit, wünschst Dir allein
verlassen zu leben als letzter der Schar.

Du legitimierst all die Bitterkeit, spürst
den vermeintlichen Sieg nur als Niederlage
anderer Menschen, mit denen Du Tage
und Wochen verbrachtest, doch heute vollführst

Du alberner Fürst aller Fürsten den Tanz
der Befreiten, wohlmöglich Befreiten des Lebens
und tanzt exzessiv und doch tanzt Du vergebens,
denn heimlich und still bist Du Opfer des Strebens
der Menschen nach Freundschaft voll wahrer Substanz.

Dienstag, 12. Juni 2007

Der überzeichnete Dichter

Überzeichnung, Überzeichnung



Panisch suchst Du, Dichter, nach den Wörtern,
welche Deinen Reim vollenden sollen,
schöpfst ganz unbescheiden aus dem Vollen,
wenn es gilt, die Welt gut zu erörtern.

Wenn ein guter Reim sich nicht gleich findet,
zweifelst Du recht schnell am letzten Wort,
welches es zu reimen gilt, denn dort
kommt's drauf an, wie gut man es verbindet.

Dort, beim Reimen, wird die Schlacht geschlagen,
dort entscheidet sich, wie gut man ist!
Metrum, Stil, egal – denn man vergisst
solcherlei, muss man den Reim beklagen.

Dies, oh Dichter, weißt Du nur zu gut,
darum überlegst Du lange Zeit,
welcher Reim der Stelle wohl gefeit,
welcher sie entflammt mit neuer Glut,

welcher sie mit Leben so erfüllt,
dass man meint, man stände im Geschehen,
dass man glaubt, man könne förmlich sehen,
wie der Mantel dieses Wort enthüllt.

Dies kann freilich etwas Zeit bedürfen.
Doch als Dichter, herrliches Klischee,
hat man diese, bei ein bisschen Tee,
den man pflegt, genüsslich laut zu schlürfen.

Solchermaßen hin und her gerissen,
sitzt er ein paar Stündchen dort, sinniert
über Worte, Metrum, zelebriert
die Erschaffung dieses Werks beflissen.

Montag, 11. Juni 2007

Eleganz im Kleinen

Rhythmus ist in jedem Schritt präsent,
jeder Fuß, der vor den and'ren schreitet,
somit ihm den nächsten Tritt bereitet,
ist ein Teil des Metronoms, das rennt.

Jeder Muskel wird von ihm durchflossen,
wenn er, stets im Gleichmaß und synchron
seine Pflicht erfüllt, darauf zum Lohn
kurz entlastet wird von den Genossen.

Welch perfektes Spiel der Körperteile,
zelebriert durch schlichtes Vorwärtslaufen,
nur begleitet durch das starke Schnaufen,
welches sich ergibt durch seine Eile.

Jeder Lungenflügel pumpt zugleich
mit dem Partner voller Luft sich auf,
abgestimmt und dirigiert vom Lauf,
schenkt dem Blut den Sauerstoff recht reich.

Strömend klingt der Körper wie ein Fluss,
fast schon orchestral wird die Gebärde,
deren Anmut einzig auf der Erde,
oh, wie schön kann sein, was nicht sein muss.

Sonntag, 10. Juni 2007

84

Sieh: Sie stürmen Deinen schönen Denkpalast,
entern alles, was zu ihnen nicht so passt,
oh, Du hast verprasst, was Du noch einst besessen,
was Du Dir so hart doch angeeignet hast,
nun jedoch ist Deine Meinung längst vergessen.

Wie versessen Du noch ewig drauf beharrst!
Wo Du doch das erste freie Opfer warst,
Dich entlarvtest als geziemlich braver Krieger
dieser Schlachten, deren Stolz Du noch bewahrst,
wenn Du meinst, das uniforme Hirn sei Sieger.

Oh, Piraten, sie entarten Kopf und Kunst,
machen Wahrheit ohne Klarheit wessen Gunst
befriedigt wird, wie ketzerisch die fiese Frage!
Seid es ihr? Ich glaub's fast nicht: Ich bin verhunzt?
Wer weiß das dieser Tage noch in dieser Lage?

Samstag, 9. Juni 2007

Das Für und Wieder vieler Liter

Reichlich sind der geistigen Getränke,
eifrig strebt man trinkend auf das Maß,
welches man sich setzte und vergaß,
zu und wünscht sich, dass man nichts mehr lenke.

Alles Denken tritt schon bald zurück
und im Vordergrund steht jener Spaß,
der zuletzt im Hinterstübchen saß,
und bedingt das temporäre Glück.

Transparente Lebensmüh, jedoch
ist die Farce am Morgen schon vorbei,
all der Strudel engt sich bald zum Loch.

Wenn der Kopf mit dumpfem Schmerz sich rächt
und in Frage stellt, wie gut es sei,
dass man, statt zu leben, lieber zecht.

Freitag, 8. Juni 2007

Bedrohte Bekenntnisse

Das Folgende Gedicht mag inhaltlich seine Längen haben - dies ist allerdings darauf zurückzuführen, dass ich einen imaginären Plot um die zehn schönsten Bedrohten Wörter erstellt habe. Vielleicht nimmt sich ja jemand ihrer an und verwendet sie in Zukunft wieder häufiger - einige sind ja wirklich...Kleinode.



Welch ein Schlüpfer, hold und reinlich,
lange sah man solches nicht,
auch im Lichtspielhaus, wie kleinlich,
war man nicht auf ihn erpicht.

Mit Gesprächen, die fernmündlich
sind, ruft man den Augenstern,
Bauch gepinselt, und zwar gründlich ,
hat nicht nur die Augen gern.

Welch unendlich schöne Labsal,
Köstlichkeiten für den Geist,
ärgerlich ist nur: Es gab mal
ein Dreikäsehoch, das meist

euch das Glück nicht lassen wollte,
hoffte, ihr seid blümerant,
doch Du schafftest, dass sich's trollte,
nahmst Dein Kleinod an der Hand.

Donnerstag, 7. Juni 2007

G8

...an diesem Text liegt mir aus aktuellem Anlass recht viel. Ich hoffe, er trifft.


Oh, wie schön sie reden auf dem Throne,
der, getarnt als Strandkorb, ebenso
albern wirkt, wie ihre Masken – froh
und so gewandt, solang man sie entlohne.

Schauspiellehrer haben Konjunktur,
Dramaturgen machen gutes Geld.
Ein Theater für die ganze Welt,
nur von der Substanz fehlt jede Spur...

In der Ehrenloge sitzt der Neger –
er erwartet noch den Dialog,
weiß noch nicht, dass jemand ihn betrog,
als es hieß, die Texte sei'n integer.

Als der fünfte Akt den Vorhang schließt,
applaudieren stehend leere Leute,
niemand fragt, man folgt der tollen Meute,
die vor Freude Tränen fast vergießt.

Morgen liest man überall gedruckt:
Welch Erfolg! Welch großartiges Schaffen!
Alle werden freudig Lettern gaffen,

nur der Neger stirbt, als niemand guckt...

Mittwoch, 6. Juni 2007

Ein Zug oder das apokalyptische Wesen allmächtiger Unterwelten

Ich finde es immer wieder spannend, wie man so fernes über Worte und Formulierungen in eines zu pressen vermag...vielleicht jedoch ist das aber auch wieder falsch gesagt. Vielleicht entwickelt man aus einem Pol den zweiten, ihm entgegengesetzten und dies geschieht über das Mittel der geschickten Artikulation. In beiden Fällen jedenfalls verbindet man, was gegensätzlich - oder sich zumindest nicht nahe - ist und bietet so nur allzu viele Möglichkeiten der Deutung, wobei keine fehl geht. Und was kann es besseres geben, als zu sehen, was man möchte, ohne einen Fehler begehen zu können?


Toll, wie sich das stählern kühle Ungetüm die Strecke bahnt,
nichts von seinem stählern heißen ungestümen Kräften ahnt,
unaufhaltsam durch die Wiesen, durch die Felder rasend brettert,
alle, die nicht mit ihm rennen, durch den grellen Warnton mahnt,
diesen voller Stolz und Tollheit furios entgegen schmettert.

Niemand wettert gegen dieses Monster, diesen Höllenhund,
keiner stellt sich ihm entgegen, diesem lauten Höllenschlund,
seine Eisenmacht entbehrt der Dimension normaler Welten,
seiner weisen Pracht vermacht der Teufel eine reiche Munt,
wer gesunden Kopfes ist, verzichtet drauf, vor ihm zu gelten.

Seine Füße schleifen stets mechanisch wie ein Donnerhuf,
sein Erschaffer muss derselbe sein, der auch den Donner schuf,
wie ein Blitz im Eisenmantel als Gewand, Naturgewalten
gleich folgt er der bloßen Mächte unerbittlich Ruf,
einzig dort – im Zentrum jener Macht kann er sich je entfalten.

Dienstag, 5. Juni 2007

Ritter

Möglicherweise schwer zu interpretieren...es hat mit Kapitalisten zu tun - zumindest für mich. Ich bin gespannt, wie euer Eindruck sein wird.


Steht, ihr Ritter, steht nur bitte auf!
Solche Herren braucht es heute mehr
denn je – denn welcher adelige Herr
nähm' wohl heut' noch Risiko in Kauf?

Kämpft, ihr Ritter, immer für die Ziele,
noble Interessen, nichts zu schwer!
Heute gibt es keine Ritter mehr,
keinen, der für seine Wahrheit fiele!

Seht, ihr Ritter, uns're Not ist groß!
Größer noch, als eure dunk'le Zeit,
kommt, ihr Ritter, stellt die Gnome bloß!

Und erlöst, ihr Ritter, uns vom Feigen,
zeigt: Ein edler Kämpfer ist gefeit
und scheut sich nicht, dem Volk sein Blatt zu zeigen!

Montag, 4. Juni 2007

Der falsche Weg

Alles ist in Wiederkehr befunden,
all der alten Tage bitter Schweiß,
schwielig sind die Hände und zerschunden,
können, so gezeichnet, wohl bekunden,
was des alten Lebens hoher Preis.

All der Glanz von damals ist verflogen,
das Erwachen folgt dem zarten Traum,
traumhaft schön die Wellen einst beim Wogen,
Wellen meiner Phantasie, sie logen,
und erzogen war mein Kopf noch kaum.

Heute ist die Geisterstadt mein Zeuge,
seht: Ein niemand wohnt in meinem Sinn!
Wenn ich Tölpel heut' mein Werk beäuge,
mich der Apathie des Kosmos beuge,
dann vergess' ich manchmal, wer ich bin.