Der Atem einer Kolorierung pustet
Inzwischen Zweig- und Ästewerk hervor.
Die Ahnung einer Farbe hingehustet –
Schon folgt der Urknall uns’res Tageslichts,
die Glimmerkugel steigt durch’s Himmelstor,
im Zwielicht bleibt nur wenig, dunkel nichts.
Entzündet einem Waldbrand gleich den Himmel,
ein Feuer, dessen Lauf in voller Fahrt
bald Bäume flammt, bald rotgefleckte Schimmel
am Firmament, bald jeden Platz erhellt
und stolz in milder Klarheit sanft verharrt,
bevor es glühend vom Zenit aus schnellt.
Und gleißend schmilzt die neugebor’ne Welle
Der Nachtesstunden schwarzes Eis liquid,
auf dass es fließend flüchte vor dem Helle
und voller Reumut seine Wunden leckt,
noch während es zur and’ren Seite flieht,
wo’s bis zum neuen Abend sich versteckt.
Samstag, 6. Oktober 2007
Freitag, 5. Oktober 2007
Hospital
Ein toter Geist durchstöbert kalte Flure,
steril versprüht er nüchtern kranke Luft.
Es singt der Zeigertakt der kleinen Uhre,
vertont gesichtslos den Arzneienduft.
An blassen Wänden hängen blasse Bilder,
als hätte man Traumlosigkeit gemalt.
Im Neonlicht wird jede Farbe milder,
bis schließlich nur noch dumpfes Weiß erstrahlt.
Hier konzentrieren schweigend sich Geschichten
von Leiden, Schmerz und Unglück inspiriert.
Hier wird das Leben manches Schicksal richten –
ein Richter, dessen Kälte fasziniert.
steril versprüht er nüchtern kranke Luft.
Es singt der Zeigertakt der kleinen Uhre,
vertont gesichtslos den Arzneienduft.
An blassen Wänden hängen blasse Bilder,
als hätte man Traumlosigkeit gemalt.
Im Neonlicht wird jede Farbe milder,
bis schließlich nur noch dumpfes Weiß erstrahlt.
Hier konzentrieren schweigend sich Geschichten
von Leiden, Schmerz und Unglück inspiriert.
Hier wird das Leben manches Schicksal richten –
ein Richter, dessen Kälte fasziniert.
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Jambus,
Kreuzreim
Donnerstag, 4. Oktober 2007
Schmerz
Bein gebrochen, scheiße scheiße
aua aua, weh tut weh.
Schmerzen brennen, heiße heiße
bitte kühlen – Schnee, brauch Schnee!
Alles Nebel, Zeit verzogen
Raffer, Raffer, flieg mich weg.
Aua aua, Bein verbogen
und am Rücken ganz viel Dreck.
Nicht berühren! Hilfe! Schreien!
Weggetreten, brüll und brüll.
Bitte Pille, Ohnmacht leihen!
Schreie – Lunge – füll oh füll.
Endlich Koma, selbst erkoren,
Pause klein vom krummen Bein.
Und im Traum schließ ich die Ohren,
will’s nicht hör’n, mein eig’nes Schrei’n.
aua aua, weh tut weh.
Schmerzen brennen, heiße heiße
bitte kühlen – Schnee, brauch Schnee!
Alles Nebel, Zeit verzogen
Raffer, Raffer, flieg mich weg.
Aua aua, Bein verbogen
und am Rücken ganz viel Dreck.
Nicht berühren! Hilfe! Schreien!
Weggetreten, brüll und brüll.
Bitte Pille, Ohnmacht leihen!
Schreie – Lunge – füll oh füll.
Endlich Koma, selbst erkoren,
Pause klein vom krummen Bein.
Und im Traum schließ ich die Ohren,
will’s nicht hör’n, mein eig’nes Schrei’n.
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Kreuzreim,
Trochäus
Nachträge
Aufgrund einer größeren Krankengeschichte konnte ich leider längere Zeit nicht für lyrischen Nachschub sorgen, das tut mir leid. Zum Glück aber habe ich auch während dieser Zeit zumindest gelegentlich Muße gefunden, mich einiger Verse zu befleißigen. Ihr Nachtrag wird nun folgen.
Mittwoch, 3. Oktober 2007
Der Seehund
Es klatscht der fette Bauch auf’s Eis,
ein Schnaufen ist zu hören.
Die Schnurrbarthaare sind ganz weiß,
und wissen zu betören.
Der tiefen Augen schweres Braun
glotzt friedlich durch die Gegend.
Dann setzt er fort, sich aufzubau’n,
die dicke Brust bewegend.
Nun sitzt er wie ein Zirkustier
und imponiert den Weibchen.
Und zeigt: Er ist der König hier!
Und zeigt sein Haaresleibchen.
Im nächsten Augenblicke schon
will er sich weitertragen,
es rummst ein herrlich hoher Ton –
der Bauch ist aufgeschlagen.
Dann schlängelt und dann zieht er sich
mit dünnen Seehundflossen.
Halb ist der dabei lächerlich,
halb sind es schöne Possen.
ein Schnaufen ist zu hören.
Die Schnurrbarthaare sind ganz weiß,
und wissen zu betören.
Der tiefen Augen schweres Braun
glotzt friedlich durch die Gegend.
Dann setzt er fort, sich aufzubau’n,
die dicke Brust bewegend.
Nun sitzt er wie ein Zirkustier
und imponiert den Weibchen.
Und zeigt: Er ist der König hier!
Und zeigt sein Haaresleibchen.
Im nächsten Augenblicke schon
will er sich weitertragen,
es rummst ein herrlich hoher Ton –
der Bauch ist aufgeschlagen.
Dann schlängelt und dann zieht er sich
mit dünnen Seehundflossen.
Halb ist der dabei lächerlich,
halb sind es schöne Possen.
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Tiergedichte
Dienstag, 2. Oktober 2007
Brief an die Schwebende
Schwebende,
lass mich, den alten Fantasten, im Traume mir malen, wie fein Du erbebst.
Ich möchte mir denken, wie, schwebend, Du lebst, in Lüften verharrend, um fühlend zu rasten.
Bitte gestatte mir Suchendem eines und weise mich, malend die köpfische Dichtung auf Blicke im Innern, nicht ab – Deine Richtung begeistert mein Wesen, die Ahnung, die kleine.
Ich mag nicht von Helden berichten, die starben, um And’re zu schützen, um nicht mehr zu darben – vermessen wär’s, sieht man mich einfachen Mann.
D’rum bild‘ ich Geschichten in unwahren Farben voll Leuchtkraft, verdeckend die wirklichen Narben, wie ich es dank Dir oft nur kann.
lass mich, den alten Fantasten, im Traume mir malen, wie fein Du erbebst.
Ich möchte mir denken, wie, schwebend, Du lebst, in Lüften verharrend, um fühlend zu rasten.
Bitte gestatte mir Suchendem eines und weise mich, malend die köpfische Dichtung auf Blicke im Innern, nicht ab – Deine Richtung begeistert mein Wesen, die Ahnung, die kleine.
Ich mag nicht von Helden berichten, die starben, um And’re zu schützen, um nicht mehr zu darben – vermessen wär’s, sieht man mich einfachen Mann.
D’rum bild‘ ich Geschichten in unwahren Farben voll Leuchtkraft, verdeckend die wirklichen Narben, wie ich es dank Dir oft nur kann.
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Das tägliche Gedicht,
Gedichte,
Sonette
Montag, 1. Oktober 2007
Gehversuche
Die unverblümte Kusshand durch die Blumen,
ein Blick als ein Versprechen, kecke Augen,
er als Vogel, sammelnd ihre Krumen,
ist stets bemüht, ihr Wirken aufzusaugen.
Der tiefe Blick des blickvertieften Jungen
und ihr Vergnügen, seines sehend, neckt
und wird von ihrer Anmut frech besungen,
noch während sie ihr Dekolleté versteckt.
Er zeigt sich von der mannsbetonten Seite
und meint, er kämpfe um die ganze Frau,
doch ist er Junge, sie ein Mädchen, beide
verstellen sich – und wissen’s ganz genau.
ein Blick als ein Versprechen, kecke Augen,
er als Vogel, sammelnd ihre Krumen,
ist stets bemüht, ihr Wirken aufzusaugen.
Der tiefe Blick des blickvertieften Jungen
und ihr Vergnügen, seines sehend, neckt
und wird von ihrer Anmut frech besungen,
noch während sie ihr Dekolleté versteckt.
Er zeigt sich von der mannsbetonten Seite
und meint, er kämpfe um die ganze Frau,
doch ist er Junge, sie ein Mädchen, beide
verstellen sich – und wissen’s ganz genau.
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Kreuzreim
Sonntag, 30. September 2007
Herbst III
Entschuldigt bitte die Namensgebung - jedoch darf ich betonen, dass nicht Einfallslosigkeit noch Mangel an Motivation den wiederkehrenden Titel begründen. Vielmehr habe ich mich entschlossen, eine Gedichtserie zu Ehren des Herbstes zu schreiben - diese Gedichte gehören zusammen, inhaltlich wie auch stilistisch und es wäre schlicht falsch, sie durch den Titel zu trennen. Ich bitte um Verständnis, was dies betrifft und wünsche mir aufrichtig, dass die ein oder andere Herbststimmung durch die Texte heraufbeschworen werden kann.
Oktober strömt im Geiste, strömt in Äste,
verkleidet Tal und Hänge in Pastell.
Der Sommer war recht lang, die Sonne grell –
nun trägt sie braunen Schleier durch die Felder,
begleitet aller Wesen bunte Feste,
entwickelt leuchtend Gelb zu Gold der Wälder.
Und gleichsam mit dem Ende alter Zeit
verkündet dieses Intermezzo froh
die neue, woraufhin sie lichterloh
beweist: Der Herbst als Kompromiss den Maßen,
Balanceakt Extremen, ist befreit
und größte Jahreszeit auf gold’nen Straßen.
Mit unsichtbaren, flinken Geisterfingern
sortiert der Wind die Laubesordnung um,
verwirbelt heulend Blätter, dreht sie rum
und webt sich einen Teppich, nur aus Tönen,
die zwischen Rot und Braun noch ständig schlingern,
mit diesem Farbspiel jedes Grau verhöhnen.
Das Licht des Tages neigt sein Flammenhaupt,
befeuert aller Bäume Blattwerk strahlend
und zündet so ihr Licht: Wird sonnenmalend.
Kontraste – sie beherrschen nun die Welt,
der Hintergrund im Dämmerlicht verstaubt,
noch während vorn der Blätter Glanz erhellt.
Oktober strömt im Geiste, strömt in Äste,
verkleidet Tal und Hänge in Pastell.
Der Sommer war recht lang, die Sonne grell –
nun trägt sie braunen Schleier durch die Felder,
begleitet aller Wesen bunte Feste,
entwickelt leuchtend Gelb zu Gold der Wälder.
Und gleichsam mit dem Ende alter Zeit
verkündet dieses Intermezzo froh
die neue, woraufhin sie lichterloh
beweist: Der Herbst als Kompromiss den Maßen,
Balanceakt Extremen, ist befreit
und größte Jahreszeit auf gold’nen Straßen.
Mit unsichtbaren, flinken Geisterfingern
sortiert der Wind die Laubesordnung um,
verwirbelt heulend Blätter, dreht sie rum
und webt sich einen Teppich, nur aus Tönen,
die zwischen Rot und Braun noch ständig schlingern,
mit diesem Farbspiel jedes Grau verhöhnen.
Das Licht des Tages neigt sein Flammenhaupt,
befeuert aller Bäume Blattwerk strahlend
und zündet so ihr Licht: Wird sonnenmalend.
Kontraste – sie beherrschen nun die Welt,
der Hintergrund im Dämmerlicht verstaubt,
noch während vorn der Blätter Glanz erhellt.
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Das tägliche Gedicht,
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Jambus,
Michstrophig
Samstag, 29. September 2007
Herbst II
Zeit, die Schönheit zu sehen.
Im Winde vergeht manches Blatt.
Gewordenes bleibt ungeschehen,
nachdem es sich eingeprägt hat.
Zeit, durch Farben zu gehen.
Voll Tupfern bemalt sich die Stadt.
Rötliche Kleckse verwehen,
bald strahlend, bald leuchtend, bald matt.
Es weinen auf Kopfstein und Pflaster
die Bäume ihr knisterndes Laub.
Lampionblume und Aster
erschaffen aus Blüte bald Staub.
Als Labsal den riechenden Blicken
entwirft sich die Erde so neu.
Man droht fast im Meer zu ersticken,
das Auge verzehrt ohne Scheu.
Zeit, die Schritte zu setzen.
Kein Blatt ist dem anderen gleich.
Man muss dieses Schauspiel nur schätzen.
Die Erde beschenkt uns so reich.
Im Winde vergeht manches Blatt.
Gewordenes bleibt ungeschehen,
nachdem es sich eingeprägt hat.
Zeit, durch Farben zu gehen.
Voll Tupfern bemalt sich die Stadt.
Rötliche Kleckse verwehen,
bald strahlend, bald leuchtend, bald matt.
Es weinen auf Kopfstein und Pflaster
die Bäume ihr knisterndes Laub.
Lampionblume und Aster
erschaffen aus Blüte bald Staub.
Als Labsal den riechenden Blicken
entwirft sich die Erde so neu.
Man droht fast im Meer zu ersticken,
das Auge verzehrt ohne Scheu.
Zeit, die Schritte zu setzen.
Kein Blatt ist dem anderen gleich.
Man muss dieses Schauspiel nur schätzen.
Die Erde beschenkt uns so reich.
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Daktylus,
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Freitag, 28. September 2007
Flucht
Es schlägt das Piano um sieben.
Die Kirchturmuhr prägt ein Duett.
Und als mich die Geister umtrieben,
da wär‘ ich so gern noch geblieben,
doch musste ich leider in’s Bett.
Ich hörte noch lange die Klänge.
Und ließ mich verzaubern und schlief.
Im Träume noch war es, als sänge
ein Engel und flog über Hänge
und Felder, auf denen ich lief.
Da waren Akazienbäume.
Die wiegten gemeinsam im Takt.
Und Lieder verzierten die Räume,
bescherten mir seligste Träume,
in kindlichen Wünschen verpackt.
Und schließlich erwachte der Morgen.
Und weckte mich von meinem Glück.
In Plattenbauwohnung, in Sorgen,
von Liedern im Dunkel verborgen,
ersehn‘ ich mich wieder zurück.
Die Kirchturmuhr prägt ein Duett.
Und als mich die Geister umtrieben,
da wär‘ ich so gern noch geblieben,
doch musste ich leider in’s Bett.
Ich hörte noch lange die Klänge.
Und ließ mich verzaubern und schlief.
Im Träume noch war es, als sänge
ein Engel und flog über Hänge
und Felder, auf denen ich lief.
Da waren Akazienbäume.
Die wiegten gemeinsam im Takt.
Und Lieder verzierten die Räume,
bescherten mir seligste Träume,
in kindlichen Wünschen verpackt.
Und schließlich erwachte der Morgen.
Und weckte mich von meinem Glück.
In Plattenbauwohnung, in Sorgen,
von Liedern im Dunkel verborgen,
ersehn‘ ich mich wieder zurück.
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Michstrophig
Donnerstag, 27. September 2007
Unter der Dusche
Die Tropfen prasseln hart auf mein Geschlecht,
von unten her verhüllt der Dampf die Glieder,
die Hitze rückt Gedanken sanft zurecht,
ich spüre mich in Gänze endlich wieder.
Die Wärme wallt in Schwällen in mich ein,
sie läuft an meinen nackten Schultern runter
und perlt hinab auf Füße, auf mein Bein,
zerläuft auf Knien, macht das Wasser munter.
Ein wenig findet sich mein altes Ich,
ein wenig fühle ich mich neugeboren,
die Sauberkeit des Teints wird innerlich,
mein Geist eröffnet gleichsam wie die Poren.
Der Duschkopf sprüht mir Fluten in das Haar,
das lang und schwer als zweite Haut sich windet,
begleitet jeden Schwung und stellt ihn dar,
indem es seine Prägung edel bindet.
Die Scheiben sind beschlagen voller Dampf,
die Spritzer allen Wassers malen Bilder.
Und ich bin fern von aller Welten Kampf,
ein jeder Atemzug gedeiht noch milder.
Ich schließe meine Augen, spüre nur.
Empfinde jedes Rinnsal meiner Blöße.
Und weiß: In den Momenten bin ich pur
in jedem Sinne, spüre diese Größe.
von unten her verhüllt der Dampf die Glieder,
die Hitze rückt Gedanken sanft zurecht,
ich spüre mich in Gänze endlich wieder.
Die Wärme wallt in Schwällen in mich ein,
sie läuft an meinen nackten Schultern runter
und perlt hinab auf Füße, auf mein Bein,
zerläuft auf Knien, macht das Wasser munter.
Ein wenig findet sich mein altes Ich,
ein wenig fühle ich mich neugeboren,
die Sauberkeit des Teints wird innerlich,
mein Geist eröffnet gleichsam wie die Poren.
Der Duschkopf sprüht mir Fluten in das Haar,
das lang und schwer als zweite Haut sich windet,
begleitet jeden Schwung und stellt ihn dar,
indem es seine Prägung edel bindet.
Die Scheiben sind beschlagen voller Dampf,
die Spritzer allen Wassers malen Bilder.
Und ich bin fern von aller Welten Kampf,
ein jeder Atemzug gedeiht noch milder.
Ich schließe meine Augen, spüre nur.
Empfinde jedes Rinnsal meiner Blöße.
Und weiß: In den Momenten bin ich pur
in jedem Sinne, spüre diese Größe.
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Mittwoch, 26. September 2007
In der Nacht sind alle Katzen...
Sie schneidet mit Schritten in schwärzlicher Nacht
unhörbare Winde in nächtliches Schwarz
und steuert voll spannungsgeladener Pracht
verschleierten Schrittes ihr blickendes Quarz.
Den Kegel des Lampenlichts saugt sie gar auf,
ist Schatten sich selber in fließendem Huschen
und zeitlupengleich kann sie Spuren vertuschen,
nur Mondlicht wird Zeuge beim federnden Lauf.
Verbrüdert mit Dunkel der edelsten Art,
umwindet sie unsichtbar, schemenhaft Ecken
von Häusern, konturenlos, um zu verstecken,
was über die Nacht mit der Stille gepaart.
unhörbare Winde in nächtliches Schwarz
und steuert voll spannungsgeladener Pracht
verschleierten Schrittes ihr blickendes Quarz.
Den Kegel des Lampenlichts saugt sie gar auf,
ist Schatten sich selber in fließendem Huschen
und zeitlupengleich kann sie Spuren vertuschen,
nur Mondlicht wird Zeuge beim federnden Lauf.
Verbrüdert mit Dunkel der edelsten Art,
umwindet sie unsichtbar, schemenhaft Ecken
von Häusern, konturenlos, um zu verstecken,
was über die Nacht mit der Stille gepaart.
etikettiert:
Daktylus,
Das tägliche Gedicht,
Gedichte,
Tiergedichte,
Umarmender Reim
Dienstag, 25. September 2007
Präsenz
Werden die Menschen nicht endlich mal müde,
die Weltkriege immer noch neu zu vertonen?
Muss denn die Sünde noch über uns thronen,
uns’rer Historie wilde Etüde?
Immer auf’s Neue begeht man das Grauen,
ermahnt uns zu wissen, wie furchtbar es war.
Und stellt sich das Elend uns endlich ganz dar,
verweist man uns nochmal, den Abgrund zu schauen.
Man muss sich fast schämen, so könnte man denken,
dass heute in wärmeren Betten man nächtigt.
Und dass man sich Heizung und Herdes bemächtigt,
und neigt, seine Blumen im Garten zu tränken.
Man sollte verzichten, so könnte man meinen,
auf Luxusartikel, Komfort und Likör.
Wir frönen Bekleidung in jeder Couleur,
Berichte zur dritten Welt machen uns weinen.
D’rum wisset um alles, was Schlimmes geschah
und fühlt es in jeder so winzigen Pore
es drängt sich in Augen und füllet das Ohre:
Zwar geht es euch besser, doch Hölle ist nah!
die Weltkriege immer noch neu zu vertonen?
Muss denn die Sünde noch über uns thronen,
uns’rer Historie wilde Etüde?
Immer auf’s Neue begeht man das Grauen,
ermahnt uns zu wissen, wie furchtbar es war.
Und stellt sich das Elend uns endlich ganz dar,
verweist man uns nochmal, den Abgrund zu schauen.
Man muss sich fast schämen, so könnte man denken,
dass heute in wärmeren Betten man nächtigt.
Und dass man sich Heizung und Herdes bemächtigt,
und neigt, seine Blumen im Garten zu tränken.
Man sollte verzichten, so könnte man meinen,
auf Luxusartikel, Komfort und Likör.
Wir frönen Bekleidung in jeder Couleur,
Berichte zur dritten Welt machen uns weinen.
D’rum wisset um alles, was Schlimmes geschah
und fühlt es in jeder so winzigen Pore
es drängt sich in Augen und füllet das Ohre:
Zwar geht es euch besser, doch Hölle ist nah!
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Daktylus,
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Umarmender Reim
Montag, 24. September 2007
Zerreißprobe
Ich bin nicht genug dieser Welt.
Ich fülle die Formen nicht aus.
Ein Wortspiel des Stummen,
ein türloses Haus,
in dem sich die Waage nicht hält.
Ich sehnsuche tausende Staben
von Büchern, die niemand mehr liest
und schreibe dem Kasper
‘nen Witz, der verdrießt,
und male auf schwarzem Blatt Raben.
Es hassen mich Äbte und Nonnen.
Der Liebe der Welt bin ich Hohn.
Und wag‘ ich zu hoffen,
ist Unglück mein Lohn.
Das Ende hat wieder begonnen.
Man muss nicht abstrakt formulieren.
Der Wortsinn entbehrt keiner Drastik.
Ich kann nicht genügen.
Ich bin eine Plastik
aus Kunststoff – und muss dennoch frieren.
Ich fülle die Formen nicht aus.
Ein Wortspiel des Stummen,
ein türloses Haus,
in dem sich die Waage nicht hält.
Ich sehnsuche tausende Staben
von Büchern, die niemand mehr liest
und schreibe dem Kasper
‘nen Witz, der verdrießt,
und male auf schwarzem Blatt Raben.
Es hassen mich Äbte und Nonnen.
Der Liebe der Welt bin ich Hohn.
Und wag‘ ich zu hoffen,
ist Unglück mein Lohn.
Das Ende hat wieder begonnen.
Man muss nicht abstrakt formulieren.
Der Wortsinn entbehrt keiner Drastik.
Ich kann nicht genügen.
Ich bin eine Plastik
aus Kunststoff – und muss dennoch frieren.
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Daktylus,
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Gedichte,
Michstrophig
Sonntag, 23. September 2007
Pause
Momente für ein kleines wenig Muße,
oh, und der Orkan, er schweigt in Hähme,
wie ein Philosoph in dessen Gräme
niemand wagt zu leben ohne Buße.
Ein wenig Zeit im Strudel dieser Welten,
niemand bleibt des Soges je verschont,
und endlich kommt die Einzelheit zum gelten,
während ihre Seele in uns wohnt.
Aberwitzig viele Möglichkeiten,
deren Qualität sich richtig zeigt,
wenn man sie sortiert, wenn sie sich streiten,
wenn man zeigt, wozu man eher neigt.
Solche Neigung explodiert zuweilen,
wenn, wie jetzt, ein wenig Zeit sich setzt
und sich empfiehlt, man möge sich beeilen,
Kreatives ist zu schnell verletzt!
Dann beginnt dem Tragenden ein Beben,
er entscheidet: Gebe ich ihm nach?
Solcherlei entscheidet oft ein Leben,
die Tendenz eröffnet das Gemach.
oh, und der Orkan, er schweigt in Hähme,
wie ein Philosoph in dessen Gräme
niemand wagt zu leben ohne Buße.
Ein wenig Zeit im Strudel dieser Welten,
niemand bleibt des Soges je verschont,
und endlich kommt die Einzelheit zum gelten,
während ihre Seele in uns wohnt.
Aberwitzig viele Möglichkeiten,
deren Qualität sich richtig zeigt,
wenn man sie sortiert, wenn sie sich streiten,
wenn man zeigt, wozu man eher neigt.
Solche Neigung explodiert zuweilen,
wenn, wie jetzt, ein wenig Zeit sich setzt
und sich empfiehlt, man möge sich beeilen,
Kreatives ist zu schnell verletzt!
Dann beginnt dem Tragenden ein Beben,
er entscheidet: Gebe ich ihm nach?
Solcherlei entscheidet oft ein Leben,
die Tendenz eröffnet das Gemach.
etikettiert:
Das tägliche Gedicht,
Gedichte,
Kreuzreim,
Mischmetrik
Samstag, 22. September 2007
Versionen
„Doch dazu dann später“, die Drohung im Raum,
das Ende des Grauens nach hinten verschoben,
Begreifen fällt schwer, man hört schon noch kaum,
was vorne gesagt wird, die Welt wird verschroben,
die Sinne entfallen dem Singsang der Worte,
und müde entschläft man an spannende Orte.
„Doch dazu dann später“, welch schöner Apell!
Die Neugierde rührt sich und schaut recht verdutzt:
Wer hat mich geweckt? Und: Ist es schon hell?
Die Mühen des Sprechenden haben genutzt,
die Leidenschaft schwappte ganz kontinuierlich
in Ohren, ansonsten meist eher manierlich.
„Doch dazu dann später“, der Schwall seiner Bosheit
im blinden Verzehren der Machtposition
vermag nicht zu bremsen und wie er dann los schreit
entbehrt jeder Menschlichkeit, spricht ihr fast Hohn,
der Lehrling wagt kaum sich zu Rühren, verlassen
ergeht er der Rüge, zu schwach sie zu hassen.
„Doch dazu dann später“ – was ist nur geschehen?
Oh Gott, warum sagt ihr denn nicht, was passiert?
Die anderen Themen muss ich jetzt nicht sehen,
nun sagt schon – sind Deutsche betroffen? Jongliert
das Schicksal mit unserem Glück und entscheidet
sich gegen uns, derweil schon Gott uns meidet?
„Doch dazu dann später“ – aus Deinem Munde
(und das, bitte glaub mir, ist herrliche Gabe!)
ist es ein Versprechen, ist Vorfreude, Kunde
von emotionalem Verständnis, ich labe
an Deinen Gesprächen mich dankbar und immer,
bist wärmende Lampe in lebendem Zimmer.
das Ende des Grauens nach hinten verschoben,
Begreifen fällt schwer, man hört schon noch kaum,
was vorne gesagt wird, die Welt wird verschroben,
die Sinne entfallen dem Singsang der Worte,
und müde entschläft man an spannende Orte.
„Doch dazu dann später“, welch schöner Apell!
Die Neugierde rührt sich und schaut recht verdutzt:
Wer hat mich geweckt? Und: Ist es schon hell?
Die Mühen des Sprechenden haben genutzt,
die Leidenschaft schwappte ganz kontinuierlich
in Ohren, ansonsten meist eher manierlich.
„Doch dazu dann später“, der Schwall seiner Bosheit
im blinden Verzehren der Machtposition
vermag nicht zu bremsen und wie er dann los schreit
entbehrt jeder Menschlichkeit, spricht ihr fast Hohn,
der Lehrling wagt kaum sich zu Rühren, verlassen
ergeht er der Rüge, zu schwach sie zu hassen.
„Doch dazu dann später“ – was ist nur geschehen?
Oh Gott, warum sagt ihr denn nicht, was passiert?
Die anderen Themen muss ich jetzt nicht sehen,
nun sagt schon – sind Deutsche betroffen? Jongliert
das Schicksal mit unserem Glück und entscheidet
sich gegen uns, derweil schon Gott uns meidet?
„Doch dazu dann später“ – aus Deinem Munde
(und das, bitte glaub mir, ist herrliche Gabe!)
ist es ein Versprechen, ist Vorfreude, Kunde
von emotionalem Verständnis, ich labe
an Deinen Gesprächen mich dankbar und immer,
bist wärmende Lampe in lebendem Zimmer.
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Michstrophig
Freitag, 21. September 2007
Ode an die Naturgewalten (Klimax)
Ein Hauch von Luft, die Härchen aufzurichten.
Ein Blatt verweht gleich einer Ballerina,
die nur auf Winden tanzt, wie in Geschichten.
Und das Geäst wird eine Okarina,
verwandelt sich in dieses Instrument,
mit welchem so viel Melodie beginnt.
Auch heute schweifen Töne, die man kennt
und schätzt, durch diese Welt und ihr entrinnt
ein leises Pfeifen, Kunde großer Dinge,
die aufgetürmt in uns’re Richtung gleiten.
Ein wenig scheint’s, als ob der Himmel singe
und gleichsam strebt, ein Lichtspiel zu bereiten,
indem er auf das Blau der Himmelswand
Gebirge schwarzer Steine zieht und häuft;
ein Lebensbild naturgewalt’ger Hand.
Das Licht zergeht in Farben, streut und läuft
an all den Wolkenbergen runter,
scheint sich bald zu sammeln, bald zu flüchten
vor dem tiefen Grollen, welches munter
düsteren Erklärungen, Gerüchten
sich bemächtigt, somit Ahnung zeugt.
Die Bäume beugen sich inzwischen fühlbar,
Blätter fliehen von der Welt beäugt,
deren Auge lange nicht so kühl war,
wie in diesen furchtverzehrten Blicken,
ohne Blau und Gelb – in schwarzes Grau
fliegen auch die Blätter wie an Stricken
gezogen fort, sie fliehen vor dem Tau.
Das Heulen weht um jedes Weltenkind,
mit Nachdruck warnt es alle, die es hören,
erzählt von Dingen, die im Kommen sind
und bald die Ordnung uns’rer Zeit zerstören,
von Dunkelheit, von Stürmen und von Brüllen,
und scheint in seinem Irrsinn selbst zu leiden,
als erste Tropfen Himmel weinend füllen;
es beginnt: Gewitter wird sich weiden.
Ein Blatt verweht gleich einer Ballerina,
die nur auf Winden tanzt, wie in Geschichten.
Und das Geäst wird eine Okarina,
verwandelt sich in dieses Instrument,
mit welchem so viel Melodie beginnt.
Auch heute schweifen Töne, die man kennt
und schätzt, durch diese Welt und ihr entrinnt
ein leises Pfeifen, Kunde großer Dinge,
die aufgetürmt in uns’re Richtung gleiten.
Ein wenig scheint’s, als ob der Himmel singe
und gleichsam strebt, ein Lichtspiel zu bereiten,
indem er auf das Blau der Himmelswand
Gebirge schwarzer Steine zieht und häuft;
ein Lebensbild naturgewalt’ger Hand.
Das Licht zergeht in Farben, streut und läuft
an all den Wolkenbergen runter,
scheint sich bald zu sammeln, bald zu flüchten
vor dem tiefen Grollen, welches munter
düsteren Erklärungen, Gerüchten
sich bemächtigt, somit Ahnung zeugt.
Die Bäume beugen sich inzwischen fühlbar,
Blätter fliehen von der Welt beäugt,
deren Auge lange nicht so kühl war,
wie in diesen furchtverzehrten Blicken,
ohne Blau und Gelb – in schwarzes Grau
fliegen auch die Blätter wie an Stricken
gezogen fort, sie fliehen vor dem Tau.
Das Heulen weht um jedes Weltenkind,
mit Nachdruck warnt es alle, die es hören,
erzählt von Dingen, die im Kommen sind
und bald die Ordnung uns’rer Zeit zerstören,
von Dunkelheit, von Stürmen und von Brüllen,
und scheint in seinem Irrsinn selbst zu leiden,
als erste Tropfen Himmel weinend füllen;
es beginnt: Gewitter wird sich weiden.
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Jambus,
Kreuzreim
Donnerstag, 20. September 2007
Vertrackt
Ich wusste nicht, dass sie nicht wusste, dass ich’s wusste – das war schlecht.
Denn hätte ich gewusst, dass sie’s nicht weiß, hätt‘ ich’s sie wissen lassen.
Nur da ich’s halt nicht wusste, wusst ich auch nichts zu sagen recht,
und ob ich’s wissen musste, kann ich nicht durch mein Gewissen fassen.
Natürlich hätt‘ ich ahnen können, dass ihr Wissen es nicht wusste,
nur dachte ich gewiss nicht d’ran, ihr Wissen so beflissentlich
gewissenhaft zu untersuchen – weiß auch jetzt nicht sicher: Musste
sie denn nicht auch wissen oder wusste sie’s nicht wissentlich?
Was ich wissen musste, weiß ich nicht, nur weiß ich, dass sie weiß,
dass ich nicht wusste, dass ihr nicht bewusst war, dass ich wissen musste
und auch wusste; weiter weiß sie auch, dass mein Unwissen leis
und unbewusst und nicht als Stuss mein Wissen trog wie eine Kruste.
Denn hätte ich gewusst, dass sie’s nicht weiß, hätt‘ ich’s sie wissen lassen.
Nur da ich’s halt nicht wusste, wusst ich auch nichts zu sagen recht,
und ob ich’s wissen musste, kann ich nicht durch mein Gewissen fassen.
Natürlich hätt‘ ich ahnen können, dass ihr Wissen es nicht wusste,
nur dachte ich gewiss nicht d’ran, ihr Wissen so beflissentlich
gewissenhaft zu untersuchen – weiß auch jetzt nicht sicher: Musste
sie denn nicht auch wissen oder wusste sie’s nicht wissentlich?
Was ich wissen musste, weiß ich nicht, nur weiß ich, dass sie weiß,
dass ich nicht wusste, dass ihr nicht bewusst war, dass ich wissen musste
und auch wusste; weiter weiß sie auch, dass mein Unwissen leis
und unbewusst und nicht als Stuss mein Wissen trog wie eine Kruste.
etikettiert:
Das tägliche Gedicht,
Gedichte,
Jambus,
Kreuzreim
Mittwoch, 19. September 2007
Kultiviert oder: Die Macht des Buches
Die kleine Version der großen Bühne,
bescheidenes Duplex jenem Stil.
Ein wenig vom Glanze ihrer Kühne,
ein Puppenhaus als ihr ernstes Ziel.
Die Schallplattensammlung stolz gebahrt,
der Spieler hingegen scheint verstaubt
und ist noch am eh’sten staubbewahrt,
wenn Gästen das Hören mal erlaubt.
Dann wird die antike Kiste Wert,
denn bloße Kultur verstrahlt sie schon.
Das Knarzen und Rauschen zwar beschwert
das Hören, doch geht’s nicht um den Ton.
Sie ist nur ein Status, Zeichen seiner
Verbindung zu allen guten Kreisen.
Zwar wird durch das Mühen diese kleiner,
doch muss man im Anschein sich beweisen.
Und ebenso hat er so viel Wein
wie gar keine Ahnung vom Getränk.
Kultur ohne Reben? Kann nicht sein!
D’rum lagert er Weine, ungelenk.
Die Krönung der dummen Peinlichkeit:
Ihm ekelt ganz furchtbar vor’m Geschmack!
Doch säuft er ganz maßlos von Zeit zu Zeit,
Gesellschaft erfordert Kampf im Frack!
Im Hintergrund, wenn ihn wer besucht,
läuft immer das neuste Jazzquartett.
Obwohl er im Innern immer flucht
sich heimlich schon freut auf Charts im Bett.
Doch geht es ihm dort wie wie überall:
Gewöhnt man sich erstmal langsam d’ran,
verwandelt es sich vom Überfall
in was, das man ignorieren kann.
Regale voll Goethe, Schiller, Brecht,
verlautbaren stolz Beflissenheit,
Belesenheit wirkt von allem echt
und wahrhaft am meisten, weit und breit.
Erinnerung plagt ihn heute noch,
er weiß noch genau, wie er erkannte,
dass offenbar dort in ihm ein Loch,
wo anderen ewig Wolllust brannte:
Er suchte zu lesen in einem Buch
aus seinem Regal, er nahm den Faust,
und wurde gestoßen auf den Fluch,
der immer schon durch sein Leben braust.
Sie sagten ihm etwas, diese Zeilen:
Sie waren so wahr. Er hat gebebt.
Sie schienen sich förmlich zu beeilen,
zu schreien: Du hast umsonst gelebt!
bescheidenes Duplex jenem Stil.
Ein wenig vom Glanze ihrer Kühne,
ein Puppenhaus als ihr ernstes Ziel.
Die Schallplattensammlung stolz gebahrt,
der Spieler hingegen scheint verstaubt
und ist noch am eh’sten staubbewahrt,
wenn Gästen das Hören mal erlaubt.
Dann wird die antike Kiste Wert,
denn bloße Kultur verstrahlt sie schon.
Das Knarzen und Rauschen zwar beschwert
das Hören, doch geht’s nicht um den Ton.
Sie ist nur ein Status, Zeichen seiner
Verbindung zu allen guten Kreisen.
Zwar wird durch das Mühen diese kleiner,
doch muss man im Anschein sich beweisen.
Und ebenso hat er so viel Wein
wie gar keine Ahnung vom Getränk.
Kultur ohne Reben? Kann nicht sein!
D’rum lagert er Weine, ungelenk.
Die Krönung der dummen Peinlichkeit:
Ihm ekelt ganz furchtbar vor’m Geschmack!
Doch säuft er ganz maßlos von Zeit zu Zeit,
Gesellschaft erfordert Kampf im Frack!
Im Hintergrund, wenn ihn wer besucht,
läuft immer das neuste Jazzquartett.
Obwohl er im Innern immer flucht
sich heimlich schon freut auf Charts im Bett.
Doch geht es ihm dort wie wie überall:
Gewöhnt man sich erstmal langsam d’ran,
verwandelt es sich vom Überfall
in was, das man ignorieren kann.
Regale voll Goethe, Schiller, Brecht,
verlautbaren stolz Beflissenheit,
Belesenheit wirkt von allem echt
und wahrhaft am meisten, weit und breit.
Erinnerung plagt ihn heute noch,
er weiß noch genau, wie er erkannte,
dass offenbar dort in ihm ein Loch,
wo anderen ewig Wolllust brannte:
Er suchte zu lesen in einem Buch
aus seinem Regal, er nahm den Faust,
und wurde gestoßen auf den Fluch,
der immer schon durch sein Leben braust.
Sie sagten ihm etwas, diese Zeilen:
Sie waren so wahr. Er hat gebebt.
Sie schienen sich förmlich zu beeilen,
zu schreien: Du hast umsonst gelebt!
etikettiert:
Das tägliche Gedicht,
Gedichte,
Kreuzreim,
Mischmetrik
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