Samstag, 31. März 2007

Oh, Befriedigung

Passend zur Erklärung der Romantik, heute ein typisch romantisches Gedicht.


Am Tage hängen alle Wolken trüb herab wie Schleier
dort am Firmament als Nihilisten alles Lichts,
graue Fäden, die verschmieren, sonst ist weiter nichts,
das Farben schafft. Die Welt ein Leichnam, alle Wolken Geier.

Wo gestern Gräser waren, existiert nur blasses Heu
und alle Bäume wirken dürr und kraftlos, wie sie stehen.
Selbst die Menschen, die sonst oft recht farbig anzusehen
sind, erscheinen heut' ideenlos, gelangweilt, scheu.

Später, allerdings, wenn bald der Tag erloschen ist
und silbern hoch der Mond die Welt veredelt, raffiniert,
hilft dessen seiden Lichtbouquet, dass man den Tag vergisst.

Verständnisvoll scheint er herab und nimmt mich freundlich auf,
ersetzt die Sehnsucht durch erlös'ne Taubheit, die pulsiert
und lässt mich ganz erfüllt zurück, durch seinen noblen Lauf.

Kleine Epochenübersicht: Romantik

Da wiederholt Sonette von mir geschrieben werden, halte ich es für angebracht, kurz auf die Epoche einzugehen, welche die meisten Sonette hervorbrachte und für welche das Sonett die typischste Gedichtform ist: Die Romantik.

Die Romantik dauerte in der Literatur von 1795-1848 und war insbesondere durch Friedrich Hölderlin, Joseph von Eichendorff und Betinna von Arnim vertreten, neben vielen anderen, versteht sich.
Ersterer begründete die romantische Art zu schreiben und kombinierte erstmals die strenge Form mit den typischen romantischen Themen: Nacht, Mond, Sehnsucht, Jenseitsstreben, um nur einige zu nennen.
All dies wurde zumeist in Sonetten formuliert, formstreng mit korrektem Metrum und eingehaltenem Reimschema, wobei nur vermutet werden kann, was genauer Sinn und Zweck der Verwendung waren.
Möglich ist, dass das Sonett mit seinem Umbruch zwischen zweiter und dritter Strophe das optimale Medium war, den Kontrast des Romantikers zwischen Diesseits (oder Tag) und Jenseits (oder Nacht) darzustellen. Oder auch: Den Kontrast zwischen ungeliebter Realität und Sehnsuchtsrealität.

In jedem Falle kann man feststellen, dass der Mond eine ganz besondere Wirkung auf die Romantiker hatte - als etwas Schönes, Unerreichbares war er als Ziel romantischer Begierde wie geschaffen und kommt in weit über der Hälfte aller Gedichte zumindest einmal genannt vor.

Wer mehr wissen möchte, kann bei Wikipedia nachlesen, wobei der Artikel sich mit der Romantik als allgemeine Epoche aller Künste beschäftigt.

Freitag, 30. März 2007

Limerick II - Saarbrücken

Man verkaufte recht lang in Saarbrücken
zwar teuer, doch nicht viele Krücken.
D'rum hat man dort jetzt
ein paar Leute verletzt,
da mussten sie's Portmonnee zücken.

Früher. Eine Ruine - Illustriert

Früher. Eine Ruine

Die Mauern sind seit Jahren schon verlassen
und das Interieur verstaubt, kaputt.
Das meiste ist eh fort, die Wände fassen
leere Räume, alte Möbel, Schutt.

Auf den Fenstern sammelt sich der Dreck
der letzten Jahre, tanzend zelebrieren
tausend Staubpartikel jeden Fleck
der Luft als Platz, um einsam zu vibrieren.

Jeder Strahl der Sonne ist zwar milde
doch schafft er scharfe Kanten in den Schatten.
Bräunlich angestrahlt ist das Gefilde,
das als Heimat einst wohl Menschen hatten.

Ihren Geist verspürt man auch noch heute,
malt sich Bilder der Vergangenheit,
denkt sich, wie man weinte, wie sich freute
ob der schönen Dinge jener Zeit.

Wenn die Geister uns'res Geistes dann
die ganzen alten Möbel stolz passieren,
werden diese wieder neu im Bann,
der unser'm Auge aufgetan, und zieren

wieder eine Wohnung voller Leben,
der Staub verschwindet aus der Atmosphäre,
der Raum ist voll vom Klang, den Menschen weben,
indem sie existieren. Und es wäre

wieder Wasser dort im Hahn und wieder
Wärme in der Heizung und die Rufe
schallen wider von den Wänden, Lieder
nur aus Stimmen jede kleine Stufe

wirft all den Dreck, der sie noch g'rad bedeckt
hinfort und glänzt im Glanze der Geburt
durch Schritte auf der Treppe barsch verschreckt,
ist dort auch eine Katze, die nun murrt.

Und während man sich all dies Leben denkt,
da öffnet man die Augen wieder, gleich
erkennt man, dass die Welt dies Haus gelenkt,
an Wert heut' arm, doch an Geschichte reich.

Der Staub steht nunmehr wieder in der Luft,
die Federn aus dem Sofa schauen raus,
dem abgestand'nen Odem wich der Duft,
der früher parfümierte dieses Haus.

Das klare Licht der vagen ält'ren Zeit
ist wieder durch das trübe Licht des klaren
Jetzt ersetzt. Und war das Haus bereit,
Vergangenes so frei zu offenbaren,

so offenbarte es mir eine Welt,
die wert ist, offenbart gewollt zu werden.
Denn, was auch immer man vom Früher hält,
es treibt das Heute, wie ein Hirt' die Herden.

Donnerstag, 29. März 2007

Alter Gaul - Illustriert

Alter Gaul

Bei all seiner allzu behäbigen Scheu,
vernimmt man Vertrauen zum Menschlichen Wesen.
Man merkt: Dieser Gaul war loyal und war treu
und ist es noch heut', doch er wird nicht genesen.

Die Ruhe und Kraft imponieren wie einst,
als größere Tage die Sonne ihm schenkte,
noch immer vernimmt er genau, was Du meinst,
erkennt jede Geste von Dir, der ihn lenkte.

Sein Kopf ist gesenkt, er erscheint ihm so schwer,
wie es einst seinen Gegnern, ihn mal zu besiegen.
Die Glieder sind stark – und doch schleift er sie her,
denn auch sie scheinen heute unendlich zu wiegen.

Die Mähne ist silbern und schimmert im Licht,
doch dieses ist manchmal schon stumpf reflektiert.
Und durch seinen Vorhang gewinnt er die Sicht,
die anderen Tieren stets Ehrfurcht diktiert.

Die Muskeln sind immer noch deutlich zu sehen,
die Adern bezeugen die tierische Kraft,
von der er so lange gezehrt, heute gehen
die Mächte zuneige, er wurde geschafft.

Doch bei aller Treue: Nie würd' er erzählen,
ob er von seinem Schicksal selbst weiß.
Sein Stolz lässt ihn all seine Schwäche verhehlen,
verhehlen das Sterben. Er stirbt stolz und leis'.

Limerick I - Trier

Wie versprochen, mein erster Limerick:


Die Oma Gertrude aus Trier,
die trank immer Kaffee um vier,
doch muss sie um vier dann
so viel urinieren,
jetzt trinkt sie um vier immer Bier.


Gedichtformen für Anfänger, Teil 2: Der Limerick



Heute möchte ich gerne eine Gedichtart kurz ein wenig präsentieren, die kaum bekannt, obwohl oft genug brillant ist: Der Limerick.
Obwohl es eine ziemlich formstrenge Variante ist (oder gerade deswegen?), geht - bei den guten Limericks - der Sinn in der letzten Zeile lustig oder derb, in jedem Falle aber erfrischend innovativ auf. Wenn man die letzte Zeile gelesen hat, sollte man also spätestens gut amüsiert sein.

Die Struktur ist schnell erklärt: ("da" ist eine unbetonte Silbe, "di" ist betont, Eingeklammertes kann, aber muss nicht, die Buchstaben sind die Reime - also "a" und "a" reimt sich und "b" und "b")
  1. (da)dadida dadida dadi(da) a
  2. (da)dadida dadida dadi(da) a
  3. (da)dadida dadi(da) b
  4. (da)dadida dadi(da) b
  5. (da)dadida dadida dadi(da) a
Wem das ungemein kompliziert erscheint, dem sei empfohlen, das in den Klammern kategorisch wegzulassen beim Lesen, dann macht es ganz schnell (klanglichen) Sinn.

In der ersten Strophe wird meistens die handelnde Person eingeleitet, das letzte Wort ist oft der (Handlungs-)Ort, auf den sich folglich die zweite und fünfte Zeile reimen.
Der Inhalt ist, wie eingangs erwähnt, humorös, karrikaristisch, zynisch oder sogar derb und sexuell.
Am besten ist an dieser Stelle vielleicht mal ein Beispiel für einen gelungenen Limerick:
Es ritten drei Damen aus Riga
lächelnd auf einem Tiger.
Zurück von dem Ritt
warn sie nicht mehr zu dritt
Und es lächelte nunmehr der Tiger.
Ich weiß nicht, ob ich ein merkwürdiges, seltenes Faible für solcherlei Reimspiele habe, aber ich muss gestehen, dass ich das ganz grandios finde! Weil es so einfach scheint, so schwierig ist und so brillant lustig getextet!

Noch ein Beispiel:
There was a young man from Peru
who had nothing whatever to do
so he took out his carrot
and buggered his parrot
and sent the result to the zoo.
(Sinngemäß:
Es gab einen Mann aus Peru,
der wusste nicht, was er soll tun,
d'rum nahm er den Schwanz
und trieb's mit 'ner Ganz
und schickt' das Ergebnis zum Zoo
Bitte nicht auf die Übersetzung schimpfen - die habe ich jetzt improvisiert, nur zum besseren Verständnis)

Wie man sehen kann, lassen sich also mit Limericks viele schöne lustige Gedichte schreiben.

Der Grund für die Erklärung ist - natürlich - dass von nun an zuweilen ein Limerick von mir hier zu finden sein wird...allerdings muss ich auch dazu sagen, dass ich diese bewusst vom täglichen Gedicht abgegrenzt wissen möchte, da sie mir zum Einen etwas kurz erscheinen, um der Kategorie gerecht zu werden, ferner noch viel von mir geübt werden müssen.
Dennoch hoffe ich, dass ich vielleicht manchmal mit dem einen oder anderen Limerick ein kleines Grinsen entlocken kann!

In diesem Sinne, viel Spaß damit!

Aron


PS: Der Begriff Limerick stammt von einem frühen Werk, dessen letztes Wort der ersten Zeile, auf das sich also Zeile zwei und fünf reimten, "Limerick" war.
Da Limericks nicht benannt werden sollen (hierüber brennt eine Debatte der Größen, die sich aber zuungunsten einer Benennung zu wenden scheint), nennt man sie oft nach eben jenem letzten Wort der ersten Zeile.

Mittwoch, 28. März 2007

Zugintimität

Nur ein kurzes Flimmern in der Nacht -
Farbenrausch im schnellen Lichterschlauch,
nur ein Eindruck, - der mich stutzig macht:
War im Licht denn and'res Leben auch?

Fast unendlich schnell bewegt die Zeit
alle ihre Kinder, so auch mich,
der ich dieser dunk'len Einsamkeit
Licht entnahm - ein Kosmos ganz für sich.

Ein kleiner Teil von der Sekunde nur,
war der and're Zug direkt bei mir.
Ein halber Meter, als er rasend fuhr
entfernte seine Seelen noch von hier.

Dennoch frag' ich mich: Wie existent
sind die hundert Leben dieser Welt,
die meines nur tangierte, niemand kennt
einander, niemand sah sich, niemand hält

die Hand zum Gruße einem ander'n hin,
auch in meinem Zug ist's nicht viel mehr,
als ein kurzes Licht, des Kind ich bin,
als ein Flimmern aus dem Dunkel her.

Wie ein Strahl (und dazu noch der Klang!)
zogen hundert Seelen an mir fort.
Und die Zeit der Szenerie sie sang:
"Nicht intimer ist es hier, nicht dort!"





Vielleicht hilft es dem Verständnis, wenn man weiß, dass der Erzähler in einem Zug sitzt, den rasend schnell ein anderer passiert.

Dienstag, 27. März 2007

Geburtstag

Alle wollen heute jubilieren
und so mancher spricht auch einen Toast
und nach einer Stunde gratulieren,
heißt es für den Rest des Abends "Prost!".

Die Geschenke sind schon lang vergessen,
denn die meisten -sei'n wir ehrlich- sind
leider mist und gar nicht lang besessen,
bis man sie bei ebay auch schon find't.

Dennoch kommen alle Menschen gerne,
weil man auch nicht immer feiern kann.
Und wenn einer strahlt, wie 'ne Laterne -
ist egal! Auf Freude kommt es an!

Montag, 26. März 2007

Fehlinterpretation des Atheisten

Wer vergibt uns alle uns're Schuld?
Warum sollen wir noch Schuld vergeben?
Gott ist tot - und war wohl nie am Leben.
Wofür also all der Friedenskult?

Wofür die Gebote, die wir doch
schon immer als Verbote eher sah'n,
wofür all die Sünden, dieser Wahn
der Hölle, wofür dieses Sühnenloch?

Alle alten Regeln sind vergessen,
Zeit für dieses bisschen Anarchie,
das man sich zu Gottes Zeiten nie
erschaffen traute - dies war zu vermessen.

Nun jedoch, ihr Freunde, lasst uns leben!
Endlich frei der Fesseln dieses Herrn,
der nie wirklich war und den wir gern
vergessen wollen: Auf zu neuem Streben!

Wir kreieren eine Welt der Wahrheit,
Welt der Individualität,
besser noch als nie erschafft man's spät,
danke, Nietzsche fr die edle Klarheit.

Danke, dass wir endlich frei von Werten
sind, die uns nur ein Gefängnis war'n!
Nächstenliebe? Betend still verharr'n?
Sich besinnen auf des Edens Gärten?

Stehlen, töten, and'rer Leute Frauen
nicht begehren, niemals lügen und
niemals seinen Eltern einen Grund
für Trauer liefern, keiner Götze trauen?

Diese Regeln wollen wir nicht haben?
Sagt mir Menschen: Sind wir alle blind?
Dass wir derart trabend zu geschwind
an uns'rer Freiheit allzu sehr uns laben?

Lasst uns wohl bedenken, was besteht,
nach dem Denken kann man dann noch handeln
und was nicht gelungen ist sich wandeln.
Weisheit, die nur ihres Alters geht,

ist verschenktes Wissen für uns Wesen,
die wir doch nach Ordnung förmlich schreien,
auch wenn wir auf sie stets schimpfen, speien,
kann die Welt nicht ohne sie genesen.

Sonntag, 25. März 2007

Kleine Abendszenerie

Man spürt den Wind und jede Brise gleich,
und nimmt die Regung der Natur so wahr,
als spräche sie mit Worten ewig reich
und legte ihre Emotionen bar.

Man sieht: Ein wenig Licht wird reflektiert,
es bricht sich zart im flauen Wellengang
und zeigt, dass auch die Luft ganz schwach vibriert,
ein stiller Ruf, der an die Augen drang.

Und wie man sitzt und diese Szene sieht
und man begreift, wie diese Welt geschieht,
von der man immer mehr zu einem Teil

zu werden scheint - ein Teil der Harmonie,
begreift man erst den Wert der Poesie,
von der Natur erschafft, als Seelenheil.

Samstag, 24. März 2007

Eine kurze Pause

Da ich bis Mittwochabend in unserem nördlichsten Nachbarland weilen werde, werden auch Gedichte bis dahin ausbleiben - was selbstredend nicht bedeutet, dass ich an diesen Tagen nicht auch welche schreibe. Das tägliche Gedicht wird weitergeführt, nur dass die Ergebnisse auf sich warten lassen werden...ich werde sie natürlich nachtragen, sobald wieder daheim und garantiere, dass die Datierungen stimmen.
Vielleicht ist die Pause für manchen ganz recht, ein paar Gedichte zu lesen, zu denen man an den jeweiligen Tagen nicht kam. Hierbei viel Spaß.
Alle anderen (ich tue fast so, als wären es Massen) können gerne die vorhandenen nochmal lesen, sich Kritik oder Anregungen speziell zu Gedichten oder allgemein zur Seite einfallen lassen oder aber ein wenig Rilke und Ringelnatz lesen - Je nachdem, wozu man eben gerade Lust hat ^^

Bis Mittwoch dann,
gehabt euch wohl,
Aron

Regen in der Nahaufnahme

Ach, welch edler Tropfen dieser Welt,
der sich seinen Weg zur Erde bahnt,
uns schon durch sein Sein zur Stille mahnt.
Sich besinnend sieht man, wie er fällt.

Fein geschwungen, ein Produkt der Kunst,
die nur die Natur erschaffen mag.
Jener feine Schimmer, der dort lag
verborgen vor des stumpfen Blickes Gunst

erleuchtet umso feiner, wenn erkannt.
Und dies geschieht vermutlich nicht recht oft,
denn sag: Wie oft ward' Regen „Kunst“ genannt?

Doch ist ein Tropfen Teil der schönen Erde,
Teil der Welt, die schöner, als erhofft,
erkennt man nur den Wert ihrer Gebärde.

Freitag, 23. März 2007

Abschaum

Ihr widerlichen, ekelhaften Wesen,
euch stinkt die Armut förmlich aus dem Maul,
wenn ihr beginnt zu sprechen kann man lesen,
dass ihr nichts mehr besitzt: Die Zähne faul,

die Haut scheint sich schon langsam abzulösen,
die Haare licht, wie ein Gestrüpp verdorrt,
und warum müsst ihr schrei'n wir sei'n die Bösen
und immer zittern? Zittert immerfort!

Ich hasse den Gestank von eurer Brut,
verachte euch noch mehr als gar den Tod!
Ich sehe euch nicht an...fehlt mir der Mut?
Nein! Es liegt an euch! Und eurer Not!

Denn nie im Leben wollte ich noch sehen,
was jeder Mensch im Innersten doch weiß:
Kein Mensch liebt Arme, jeder wird gleich gehen,
wenn einer von euch hier ist – Kind und Greis

zerfallen in Organe gleichermaßen,
so dünn ist euch die Haut, das man schon sieht,
wenn einer von euch läuft hier auf den Straßen,
was dort mit seinen Knochen bald geschieht!

Ihr karrikiert mit euer Misgestalt
uns Menschen, die wir, klug und schön und reich
an Gütern, nach der Sitte christlich alt
und älter werden, tut es uns doch gleich!

Ihr jedoch, ihr seid ein großer Witz,
den die Natur mit uns zu machen pflegt!
Die Brust zu dünn, die Knochen viel zu spitz,
veralbert ihr mit euch, was Gott gehegt

und was er sich geschafft, als Augenweide,
auf dass er diese Welt zum Paradies
sich machte – sieht er euer Leide,
wandelt sein Gemüt sich bald schon mies.

Nehmt es mir nicht allzu übel – Nichts
von alledem ist bös' zu euch gemeint!
Nur habe ich schon öfter angesichts
der Hässlichkeit der Menschen schlimm geweint.

Und seh' ich euch, dann wird mir eines klar:
Ich wäre gern ein Teil perfekter Rasse!
Doch seh' ich euch, so seh' ich leider wahr,
denn ihr seid ich...ein Fakt, den ich nicht fasse.

Donnerstag, 22. März 2007

Wolkenintimität - Illustriert

Wolkenintimität

Oft sind es die kleinen Geschichten, die das große Leben ausmachen.



Ein Blick gen Himmel – skeptisch schaut
der Mann in diese Masse rein,
der er im Grunde schon vertraut,
oft nennt er diese Masse sein.

Nur heute war schon immerfort
die Himmelslaune nicht ganz klar:
Ein Windstoß hier, ein Schauer dort,
die Sicht von dicht bis wunderbar.

Nicht, dass es ihm so nicht gefällt!
Im Gegenteil: Er mag sehr gern,
wenn Abwechslung den Tag erhellt,
und die Tristesse liegt ihm fern,

Das ewig gleiche Nieselgrau
so mancher Tage ist sein Feind,
nein – er bevorzugt Wolkenschau
und glaubt, er weiß, was Himmel meint,

wenn er vereinte Wolken zeigt,
ob Regen- oder Schafs- macht nichts!
Strukturen ist er zugeneigt,
trotz Dämmer- oder Nebellichts.

Und heute ist ein solcher Tag,
der es an gar nichts mangeln lässt,
mit Stunden, die der Mann so mag,
weil ihn die Wolken mal durchnässt

und mal in Sonne stehen ließen,
und ihm von allem etwas geben.
Und wenn sie strahlen oder gießen:
Weiß er stets: Er ist am Leben!

Mittwoch, 21. März 2007

Intermission: Doch letzten Endes

Es mag zuweilen vorkommen, dass an einem Tag mehr als ein Gedicht entsteht, wie heute. In solchen Fällen ist das zweite nicht Teil der Reihe Das tägliche Gedicht, was am Tag und an der Bezeichnung Intermission im Titel zu sehen sein wird.

Heute ein Gedankenstrom, nahezu in Echtzeit niedergeschrieben und keine tiefphilosophische Angelegenheit, sondern jene Art sympathisch-naiver Pseudophilosophie großer Schlagworte, wie sie (jedem?) zuweilen durch den Kopf geht.




Doch letzten Endes sind wir alle nichtig,
spielen uns're Egos auf,
schaffen uns und gehen drauf,
tausend Schwäne – keiner davon wichtig.

Und letzten Endes sind wir alle tot,
niemand ist noch kreativ,
kein Gespräch wird arg zu tief,
begrab'ne Feder, dichte uns're Not!

Und letzten Endes treiben wir noch fort
von aller Geisteselegie,
Sinn verstand man eh noch nie,
was wir dem Leben antun ist schlicht Mord.

Und letzten Endes leidet man sich durch
das Leben, wie es sollte sein,
man zwängt sich durch – es ist zu klein,
wir spielen auf dem Lebensfelsen Lurch.

Und letzten Endes sind wir alles Tiere,
die aus versehen Sprache fanden
für die Wellen, wenn sie branden
an die Felsen, die ich nun verziere.

Letzten Endes sind auch dies Geschichten,
die nichts wirklich sagen wollen
oder können, wenn sie tollen
durch die Köpfe, die sie dumm verdichten.

Triumph

Oh, wie stolz zeigt er die Siegerpose!
Und war das vielleicht ein harter Kampf!
Glück und Energie in Symbiose,
schon vergessen scheint des Weges Krampf.

Dafür hat er jahrelang und täglich
viele Stunden größten Fleiß gezeigt,
vor dem Alptraum flüchtend: Kläglich
zu verlieren und der Gegner steigt

auf den Podest – doch dazu kam es nicht!
Heute war das Glück ihm hold und heute
schließlich sieht die Welt nur
sein Gesicht.
Der Größte: Er! Für sich und alle Leute.

Nur leider wird Triumph nicht lang besessen.
Morgen ist, was heute wahr, vergessen.